Eine Brille ist bei verschiedenen Sehfehlern schon im Kindesalter unentbehrlich, um jetzt und später ein gutes Sehen zu ermöglichen. Brillen für Kinder müssen einigen besonderen Anforderungen gerecht werden. Sie sollten eine optimale Sehschärfekorrektur aufweisen, gut sitzen und stabil sein.
Etwa 20 Prozent der Kinder benötigen eine Brille. Der Grund ist meist eine Fehlsichtigkeit, die durch eine geeignete Brille korrigiert werden muss. Bisweilen muss mit einer Brille (Prismenbrille) auch Schielen ausgeglichen werden.
Zu den Fehlsichtigkeiten gehören Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Stabsichtigkeit. Bei Kurzsichtigkeit kann in der Ferne nicht scharf gesehen werden. Bei Weitsichtigkeit ist ab einem bestimmten Wert ein scharfes Sehen im Nahbereich nicht möglich. Ist die Weitsichtigkeit geringer, so kann dies vom kindlichen Auge durch Verformung der Augenlinse ausgeglichen werden (Akkommodation). Die Weitsichtigkeit kann dann dennoch zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Augenbrennen und sogar zum Schielen nach innen führen. Stabsichtigkeit (Astigmatismus, so genannte Hornhautverkrümmung) bedeutet, dass ein Objekt stabförmig verzerrt oder unscharf gesehen wird. Fehlsichtigkeiten und damit verbundenes verschwommenes Sehen können zu einem mangelnden „Training“ des Auges führen und damit nach einiger Zeit zur bleibenden Schwachsichtigkeit (Amblyopie, Refraktionsamblyopie), die nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Alle Fehlsichtigkeiten können durch eine Brille ausgeglichen werden.
Beim Schielen weicht die Sehachse eines oder beider Augen ab, und es kommt zu Doppelbildern. Beim Kind wird dann durch das Gehirn die Sehinformation eines der Augen verdrängt, so dass die störenden Doppelbilder wieder zu einem Einzelbild werden. Dadurch kommt es aber nach einiger Zeit zur dauernden Sehschwäche des „ausgeschalteten“ Auges (Schielamblyopie). Dies kann unter anderem durch eine Prismenbrille, bei der ein keilförmiges Glas (Prisma) eingesetzt ist, verhindert werden.
Bei diesen Sehfehlern sollte daher möglichst frühzeitig eine Brille getragen werden, um dem Kind ein normales Sehen zu ermöglichen und die Schwachsichtigkeit (Amblyopie) zu verhindern.
Beim Kind wird zur Anpassung einer Brille eine so genannte objektive Refraktionsbestimmung durchgeführt. Dazu gibt es ein Spezialgerät, das das Auge und dessen Brechkraftfehler ausmisst. Eine weitere Untersuchung ist die Skiaskopie (Schattenprobe), bei der der Augenarzt durch ein Instrument auf den Augenhintergrund schaut und durch Beurteilung des Schattens die Brechkraft des Auges herausfinden kann. Für diese Untersuchungen ist gerade bei Kindern eine vorübergehende Lähmung der Ziliarmuskeln, die die Augenlinse verformen und die Brechkraft verändern können, notwendig, da sonst eine versteckte Weitsichtigkeit nicht festgestellt wird. Dazu werden Augentropfen gegeben, die auch die Pupille erweitern. Bei größeren Kindern ist auch eine genaue Bestimmung der Fehlsichtigkeit über einen Sehtest möglich, wie er auch bei Erwachsenen durchgeführt wird.
Bei Kindern ist eine optimale Auswahl und Gestaltung der Brille enorm wichtig, um gleichzeitig eine gute Brechkraftkorrektur, ein bequemes Tragen und eine ausreichende Sicherheit zu erreichen.
Die Fassung der Brille sollte eine passende Größe aufweisen, so dass sie weder zu groß ist und verrutscht noch zu klein ist und Druckstellen verursachen kann. Der Nasensteg sollte mit einem relativ großen Anteil auf der Nase sitzen, damit ein guter Halt gewährleistet ist. Auch der Bügel hinter dem Ohr sollte fest sitzen, aber nicht drücken. Im Säuglingsalter und Kleinkindalter sind Gummibänder für einen festen Halt sinnvoll. Insgesamt sollte die Brille möglichst wenig wiegen. Die Kinderbrille sollte stabil und robust sein, da sie oft beim Spielen oder beim Sport mechanisch strapaziert wird. Gegen das verwendete Material (Kunststoff, Metall) sollte das Kind nicht allergisch sein, notfalls muss das Brillengestell dann ausgetauscht werden. Der Abstand der Gläser sollte genau so groß sein, dass beide Augen jeweils durch den optisch zentralen Punkt „seines“ Glases schaut. Auf diese Weise werden optische Verzerrungen verhindert.
Die Brillengläser beim Kind müssen oft nicht einen besonders großen Durchmesser aufweisen. Dadurch kann beim Gewicht gespart werden. Meist werden Kunststoffgläser gegenüber Glas-Gläsern eher empfohlen. Sie sind stabiler und brechen weniger leicht, wodurch auch das Verletzungsrisiko geringer ist. Zudem sind Kunststoffgläser etwas leichter. Sie zerkratzen allerdings eher. Gegen Kratzer kann ein härtender Lack auf das Kunststoffglas aufgetragen werden. Eine Entspiegelung ist meist weniger sinnvoll, weil das Brillenglas oft eher brechen kann. Entspiegelte Gläser werden erst bei Jugendlichen empfohlen. Das Kind sollte im Alltag ungetönte Gläser tragen, da bei normalen bis schwachen Lichtverhältnissen ein besseres Sehen möglich ist. Zum Sonnenschutz ist eine gute Sonnenbrille mit ausreichendem UV-Schutz sinnvoll, die bei längerer Sonneneinstrahlung, beim Urlaub am Meer oder im Gebirge getragen werden sollte. Die Sonnenbrille kann mit geschliffenen Gläsern zur Sehschärfekorrektur angefertigt werden.
Die Brille ist für das Kind mit Sehfehler von enormer Wichtigkeit. Daher sollte es sich mit seiner Brille identifizieren können. Das fängt damit an, dass das Kind sich das Gestell selbst aussuchen darf, unter der Beachtung der Voraussetzungen für eine gute Kinderbrille. Von den Eltern sollte das Kind unterstützt und gelobt werden, dass es die Brille trägt. In Kindergarten und Schule beziehungsweise von anderen Kindern könnte der junge Brillenträger gehänselt werden, daher ist eine Vermittlung einer positiven Einstellung zur Brille durch die Eltern besonders wichtig. Sollte die Brille einmal zu Bruch gehen, so sollten die Eltern nicht dem Kind daran die Schuld geben, um nicht ein negatives Verhältnis zur Brille zu erzeugen. Durch den Optiker können kleinere Schäden meist rasch repariert werden. Wichtig ist es auch, dem Kind nicht zu sagen, dass die Brille eventuell nur für eine begrenzte Zeit getragen werden muss, da es sonst die Brille als Last ansieht und das Ende dieser Zeit herbeisehnt. In den meisten Fällen muss ohnehin die Brille auch später noch getragen werden, da Kurzsichtigkeit und Stabsichtigkeit in der Regel nicht wieder verschwinden.
Ungefähr sechs bis acht Wochen nach der Brillenanpassung sollte der Augenarzt eine Kontrolluntersuchung und Besprechung durchführen, um gegebenenfalls notwendige Änderungen bei der Brille anordnen zu können. Auch später sollte eine regelmäßige Kontrolle erfolgen. Die Abstände der Untersuchungen legt der Augenarzt fest. Sollten sich Probleme beim Tragen der Brille ergeben oder Änderungen der Sehschärfe vom Kind angegeben werden, so sollte ebenfalls der Augenarzt kontaktiert werden.
Prinzipiell entspricht die Pflege einer Kinderbrille der einer Erwachsenenbrille. Eine Säuberung der Brille sollte nur mit dafür geeignetem Spray oder mit lauwarmem Wasser, dem auch ein Tropfen Spülmittel beigemengt werden kann, erfolgen. Die Brille sollte dann mit einem weichen Brillenputztuch trocken gerieben werden. Beim Optiker gibt es auch ein spezielles Ultraschallbad, mit der die Brille bei Gelegenheit gründlich gereinigt werden kann.
Letzte Aktualisierung am 09.07.2021.