Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) ist eine häufig auftretende Erkrankung, bei der der Blutzuckerspiegel zu hoch ist. Definitionsgemäß liegt ein Diabetes mellitus vor, wenn der Blutzuckerwert bei nüchternem Zustand mehr als 126 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beträgt sowie nach Mahlzeiten oder Zuckergabe mehr als 200 Milligramm pro Deziliter.
Durch die Zuckerkrankheit können nahezu alle Gewebeanteile des Auges geschädigt werden, z. B. kann sich eine Linsentrübung (Katarakt, Grauer Star) oder eine Augendruckerhöhung (Glaukom, Grüner Star) ergeben. Die weitaus meisten Sehverschlechterungen beim Diabetes werden jedoch durch Netzhautschäden verursacht. Dieses Krankheitsbild wird Diabetische Retinopathie (DR, DRP) genannt. Es wird geschätzt, dass 90 % aller Diabetiker nach 20 Jahren an einer Retinopathie leiden. Die Krankheit kann zur Erblindung führen.
Durch Veränderungen kleiner Gefäße kommt es bei der Diabetischen Retinopathie zum Sauerstoffmangel im Gewebe und zur Aussprossung neuer, brüchiger Gefäße. Es kann zur Wassereinlagerung (Ödem) in der Netzhaut kommen. Kleine und größere Blutungen können auftreten. Nach und nach kann die Netzhaut so geschädigt werden, dass es zu einer erheblichen Sehminderung oder zur Erblindung kommt. Meist wird über lange Zeit vom Patienten nichts bemerkt, daher sind Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig.
Um die eventuelle Retinopathie möglichst frühzeitig zu erkennen, sollten Diabetiker in regelmäßigen Abständen durch den Augenarzt kontrolliert werden. Beim Typ-1-Diabetes reicht es, die augenärztliche Erstuntersuchung 5 Jahre nach der Feststellung des Diabetes durchzuführen. Beim Typ-2-Diabetes sollte direkt nach der Diagnose der Krankheit eine Augenuntersuchung erfolgen.
Zeigt sich in der Erstuntersuchung keine Netzhautveränderung oder sonstige Augenveränderung durch Diabetes mellitus, so reicht es, in jährlichem Abstand die Augen zu kontrollieren. Sind jedoch bereits Schäden feststellbar, so müssen die Folgeuntersuchungen in geringeren Zeitabständen erfolgen. So müssen z. B. bei stark ausgeprägter Diabetischer Retinopathie oder bei schwangeren Diabetikerinnen vierteljährlich Kontrollen vorgenommen werden. Im Einzelnen werden die Zeiträume vom Augenarzt festgelegt.
Im Vordergrund steht die Betrachtung des Augenhintergrundes (Fundus) unter Vergrößerung bei erweiterter Pupille. Der Augenarzt achtet dabei auf Veränderungen, die durch die Diabetische Retinopathie entstehen können, z. B. Gefäßneubildungen, Blutungen und Flüssigkeitseinlagerungen.
Auch die Betrachtung des vorderen Augenabschnittes ist wichtig, da sich hier ebenfalls Veränderungen zeigen können, die durch den Diabetes entstehen und auf eine Diabetische Retinopathie hindeuten können.
Ebenfalls aufschlussreich sind der Sehtest sowie der Amsler-Test, bei dem der Patient mit einem Auge auf Gitternetzlinien blickt und dort beschreibt, ob Verzerrtsehen, verschwommene Bereiche oder Gesichtsfeldausfälle vorhanden sind.
Um das genaue Ausmaß der Erkrankung festzustellen und um herauszufinden, inwieweit eine Behandlung notwendig ist, muss oft eine Fluoreszenzangiographie (FLA, FAG) durchgeführt werden. Das ist eine Untersuchung, bei der mit einem in eine Vene eingespritzten Farbstoff die Gefäße des Augenhintergrundes dargestellt werden.
In erster Linie ist es natürlich wichtig, eine Diabetische Retinopathie zu verhindern oder zumindest in ihrer Ausprägung einzudämmen. Je besser bei einem Diabetiker der Blutzucker eingestellt ist, um so weniger stark entwickelt sich die diabetische Netzhauterkrankung.
Bei bereits vorhandener Diabetischer Retinopathie wird ab einer gewissen Ausprägung eine Lasertherapie vorgenommen. Dabei werden in bestimmten Bereichen der Netzhaut durch Laserstrahlen kleine Stellen verödet, um die weitere Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.
Darüber hinaus gibt es in speziellen Fällen weitere Therapiemöglichkeiten der Zuckerkrankheit am Auge.
Letzte Aktualisierung am 09.12.2018.