Grundlagen zur Zusatzlinse im Auge
Um eine Fehlsichtigkeit auszugleichen, ist es manchmal sinnvoll, eine
zusätzliche Augenlinse (
phake Intraokularlinse, phake IOL) einzusetzen. Diese Kunstlinse wird in das Auge vor die natürliche Linse eingepflanzt. Der Eingriff gehört zu einer Reihe von Behandlungsmaßnahmen, die mit dem Begriff Refraktive Chirurgie (Operationen zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten) beschrieben werden. Meist wird die Kunstlinse in die Vorderkammer des Auges gesetzt, manchmal auch in die Hinterkammer.
Welche Fehlsichtigkeiten gibt es?
Ein Auge kann kurzsichtig, weitsichtig oder stabsichtig sein. Dies hängt ab von der Brechkraft der durchsichtigen Medien (Hornhaut und Linse) und dem Abstand dieser Strukturen vom Augenhintergrund (Netzhaut).
Bei
Kurzsichtigkeit (Myopie) ist der Augapfel zu lang beziehungsweise die Brechkraft von Linse und Hornhaut zu groß. Lichtstrahlen, die parallel auf die Augenoberfläche treffen, werden statt auf der Netzhaut schon im Raum vor dem Augenhintergrund gebündelt. Es kommt zu unscharfem Sehen in der Ferne.
Bei
Weitsichtigkeit ist das Gegenteil der Fall. Die Brechkraft der Linse und der Hornhaut ist zu gering beziehungsweise der Augapfel zu kurz. Die (virtuell verlängerten) Lichtstrahlen kommen erst hinter dem Augenhintergrund zusammen. Der Patient sieht im Nahbereich unscharf.
Stabsichtigkeit (so genannte Hornhautverkrümmung,
Astigmatismus) beschreibt eine stärkere Krümmung der Hornhaut in eine Richtung als in die andere. Der Patient sieht einen eigentlichen Punkt als einen Strich. Stabsichtigkeit ist im Gegensatz zur Kurz- und Weitsichtigkeit durch die Zusatzlinsen-Operation nicht oder nur ungenau korrigierbar.
Das Einsetzen einer zusätzlichen Augenlinse kann vor allem bei hoher Kurzsichtigkeit von -6 bis zu -20 Dioptrien oder hoher Weitsichtigkeit von +4 bis +8 Dioptrien sinnvoll sein.
Welche Untersuchungen sind erforderlich, bevor die ergänzende Augenlinse eingesetzt werden kann?
Die Voruntersuchungen einer solchen Operation sind ähnlich wie bei einer Operation am Grauen Star sowie einer Laserbehandlung der Hornhaut (z. B. LASIK). Der Patient wird befragt (Anamnese), und ein genauer
Sehtest ohne und mit Korrektur durch vorgesetzte Gläser wird durchgeführt. Das Auge wird betrachtet. Sowohl der Vorderabschnitt als auch der Augenhintergrund werden beurteilt. Hierzu ist die Erweiterung der Pupillen durch Augentropfen notwendig. Der Augendruck wird bestimmt. Das Auge wird mit Spezialgeräten genau vermessen (Biometrie), um die Werte für die Brechkraft der künstlichen Linse berechnen zu können.
Ablauf der Operation zum Einsatz einer ergänzenden Augenlinse (phake IOL)
Falls der Patient Medikamente einnimmt, die die Blutgerinnung hemmen (z. B. Marcumar® oder Aspirin®), so sollten diese vor der Operation abgesetzt werden. Dies wird mit dem Arzt abgesprochen.
In vielen Fällen genügt für den Eingriff eine örtliche Betäubung. Manchmal wird auch eine Vollnarkose vorgenommen.
Zur Implantation einer
Vorderkammerlinse erfolgt ein Schnitt im äußeren Bereich der Hornhaut. Die zuvor berechnete Kunstlinse wird in die Vorderkammer eingeschoben. Sie wird dann entweder im so genannten Kammerwinkel am Übergang von Hornhaut zur Regenbogenhaut befestigt (Kammerwinkel-fixierte Vorderkammerlinse) oder an der Regenbogenhaut selbst (Iris-fixierte Vorderkammerlinse).
Die zusätzliche (phake)
Hinterkammerlinse wird ebenfalls über einen kleinen Hornhautschnitt eingeführt. Sie befindet sich dann zwischen der Regenbogenhaut und der körpereigenen Linse und muss nicht in allen Fällen festgemacht werden.
Der Schnitt an der Hornhaut heilt in aller Regel von alleine zu und muss normalerweise nicht vernäht werden.
Welche Komplikationen können auftreten?
Das Auge kann zunächst schmerzen. Blutungen am und im Auge sind sehr selten. Durch die Eröffnung des Auges kann es zu mitunter schwerwiegenden Infektionen kommen. Insbesondere durch eingesetzte Hinterkammerlinsen kann es zu einer Trübung der natürlichen Linse kommen (Katarakt). Der Augendruck kann vor allem bei Vorderkammerlinsen steigen (Glaukom), was unter Umständen zu Folgeschäden führen kann. Die Regenbogenhaut (Iris) kann sich durch die Linse verziehen. Die Hornhaut, insbesondere die innere Hornhautschicht (Endothel), kann geschädigt werden. Die Kunstlinse kann im Auge verrutschen und muss dann eventuell ausgetauscht werden. Nicht vollständig auszuschließen ist, dass die Kunstlinse vom Körper abgestoßen wird. Durch die Operation kann es in seltenen Fällen zu dauerhaften Sehverschlechterungen und im Extremfall zur Erblindung oder zum Verlust des Auges kommen.
Wie sollte sich der Patient nach der Operation verhalten?
Falls die OP unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so sollte sich der Patient abholen lassen. Ein Fahrzeug darf vor allem in den ersten 24 Stunden nicht gesteuert werden.
Am ersten Tag nach dem Eingriff wird eine
Kontrolluntersuchung vorgenommen. Dazu gehören unter anderem ein Sehtest, eine
Augendruckmessung und eine Betrachtung des Auges. Ab diesem Zeitpunkt kann auf einen Augenverband meist verzichtet werden. Der Patient sollte dennoch das Auge schonen, z. B. nicht reiben oder schwimmen gehen, und auf körperliche Anstrengungen verzichten. Augentropfen sollten wie angeordnet angewendet werden. Auch später sollte darauf geachtet werden, dass auf das Auge keine zu starken mechanischen Belastungen einwirken.
Welche Erfolge können durch die zusätzliche Kunstlinse im Auge erzielt werden?
Durch eine solche phake Intraokularlinse können Kurz- und Weitsichtigkeit auch mit hohen Werten (bis -20 Dioptrien beziehungsweise bis +8 Dioptrien) ausgeglichen werden. Um eine noch höhere Korrektur zu erreichen, kann der Eingriff auch mit einer Laserbehandlung der Hornhaut (z. B. LASIK) kombiniert werden. In den meisten Fällen kann nach der Operation auf eine Brille verzichtet werden. Dennoch ist manchmal weiterhin das Tragen einer Sehhilfe notwendig.
Hinweis zu den Behandlungskosten
Die Übernahme der Kosten der Operation werden in den allermeisten Fällen von den Krankenversicherungen nicht übernommen. Grund ist, dass meist die Fehlsichtigkeiten durch eine Brille oder durch Kontaktlinsen ebenso ausgeglichen werden können. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass in Einzelfällen auch Zuschüsse oder eine Kostenübernahme gewährt werden können, wenn z. B. eine medizinische Begründung für die Notwendigkeit eines solchen Eingriffs vorliegt.