Jede Untersuchung bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt folgt einem bestimmten Schema. Je nachdem, ob der Patient bereits bekannt ist, welche Beschwerden und Vorerkrankungen vorliegen und wann die letzte Untersuchung stattgefunden hat, wird dieses Grundschema oft variiert oder abgekürzt und es können zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden.
Vor jeder augenärztlichen Untersuchung wird ein Gespräch mit dem Patienten geführt. Bei Kleinkindern werden auch die Eltern bzw. Angehörigen in das Gespräch einbezogen. Dieses Gespräch, in dem der Patient nach seiner Vorgeschichte, seinen aktuellen Beschwerden und Allgemeinerkrankungen befragt wird, nennt man
Anamnese. Die Fragen sollten gewissenhaft beantwortet werden, da sich daraus oft schon der Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung ergibt.
Welche Untersuchungen führt der Augenarzt durch?
Nach der Anamnese folgt der Sehtest. Zuerst wird die Sehschärfe in der Ferne, dann oft auch in der Nähe geprüft. Beides erfolgt zunächst ohne, dann mit aufgesetzten Korrekturgläsern. Es wird immer nur ein Auge getestet. Oft wird zuvor die Brechkraft der durchsichtigen Teile des Auges mit einem Gerät bestimmt. Meist direkt im Anschluss an den Sehtest erfolgen gegebenenfalls weitere Untersuchungen der Sehfunktion (z.B. Farbsehtest, Amsler-Test, Gesichtsfelduntersuchung). Auch die Beweglichkeit und Stellung der Augen sowie die Lichtreaktion der Pupille können je nach Beschwerden oder Erkrankungen untersucht werden.
Anschließend betrachtet der Augenarzt das Auge mit der Spaltlampe. Das ist ein Gerät mit einstellbarer Vergrößerung, durch das der Arzt mit beiden Augen (binokular) hindurchsehen kann. So lassen sich Strukturen des Auges räumlich erkennen. Meist ist die Spaltlampe in eine Untersuchungseinheit mit Patientenstuhl integriert. Durch die Spaltlampe betrachtet der Arzt den vorderen Augenabschnitt mit Lidern, Bindehaut, Hornhaut, Vorderkammer, Regenbogenhaut und Linse.
Falls noch nicht geschehen (z.B. mit Luftdruckstrahl), wird der Augendruck an der
Spaltlampe gemessen (Applanationstonometrie nach Goldmann) --> siehe
Augendruckmessung.
Anschließend werden Augentropfen verabreicht, die die Pupille erweitern. Dadurch kann der
Augenhintergrund (Fundus) viel besser eingesehen und die Linse besser beurteilt werden. Es dauert etwa 20 Minuten, bis sich die Pupille ausreichend weit geöffnet hat. Während dieser Zeit nimmt der Patient in der Regel wieder im Wartezimmer Platz und wird dann vom Arzt wieder in das Behandlungszimmer gerufen. Die Wirkung der Pupillenerweiterung hält einige Stunden an.
Die Betrachtung des Augenhintergrundes (Netzhaut und Sehnervenkopf) erfolgt mit einer Lupe, die vor das Auge gehalten wird und durch die eine Lampe leuchtet, oder mit einem kleinen Gerät, dem Augenspiegel. Der Augenhintergrund wird auch an der Spaltlampe mit einer zusätzlich vorgehaltenen Speziallupe betrachtet.
Nach diesen Untersuchungen und eventuell weiteren diagnostischen Methoden (z.B.
Fluoreszenzangiographie zur Erkennung von Netzhauterkrankungen) wird mit der entsprechenden Behandlung begonnen. Dies kann manchmal schon im Untersuchungsraum, z.B. vor der
Spaltlampe, geschehen. Bei bestimmten Notfällen (z.B. Verbrennungen) wird die Erstbehandlung aber auch schon vor der eigentlichen Untersuchung durchgeführt, um keine wertvolle Zeit zu verlieren.