Grundlagen
Bei
Verletzungen der
Augenlider oder der
Bindehaut muss häufig eine Operation erfolgen. Um der Gefahr eines falschen Zusammenwachsens mit möglichen Folgeproblemen vorzubeugen, werden die Wundränder in der regelrechten Position miteinander vernäht.
Wie entsteht eine Verletzung der Lider oder der Bindehaut?
Mechanische Lidverletzungen können auf verschiedene Weise entstehen. Es handelt sich z. B. um Unfälle mit scharfen oder spitzen Gegenständen (Schnittverletzungen, beispielsweise auch Windschutzscheibenverletzungen bei Autounfällen), Hängenbleiben an hakenartigen Objekten (Rissverletzungen) oder um Hundebissverletzungen. Bisweilen entstehen Lidrisse auch durch stumpfe Verletzungen. Auch Schürfwunden kommen auf der Lidhaut vor, diese müssen jedoch meist nicht chirurgisch behandelt werden. Verletzungen der Lider gehen häufig mit weiteren Verletzungen im Gesichtsbereich einher. Manchmal sind sie nur ein Teil von ausgedehnten Schäden im Gesicht.
Mechanische Bindehautverletzungen kommen ebenfalls häufig vor, da die Bindehaut oberflächlich auf dem Auge liegt und relativ dünn ist. Es handelt sich meistens um Rissverletzungen. Bindehautrisse werden z. B. durch in das Auge kommende Äste oder durch Blätter von Stechpalmen verursacht.
Welche Schäden können durch Lid- und Bindehautverletzungen entstehen?
Bei einer frischen Lidverletzung blutet es, das Lid kann geschwollen sein und es bestehen mehr oder weniger starke Schmerzen. Kleine Lidverletzungen, die den Lidrand nicht mit einbeziehen, heilen oft ohne Folgen wieder zusammen. Insbesondere bei Beteiligung der Lidkante kann es jedoch zu einem falschen Zusammenwachsen der Wundränder kommen. Es kann zu Verziehungen kommen, durch die das Augenlid unnatürlich nach außen (Ektropium) oder nach innen (Entropium) geneigt ist. Der intakte Augenschluss kann beeinträchtigt sein, was zu Austrocknungserscheinungen mit eventuell schweren Schäden der Hornhaut führen kann. Bei einer Lidverletzung kann auch ein Abriss der ableitenden Tränenwege vorliegen. In diesem Fall muss zusätzlich eine Tränenwegsoperation erfolgen.
Bei einer Bindehautverletzung kann es zu einem Fremdkörpergefühl oder Schmerzen kommen. Ebenfalls kann eine Bindehautunterblutung sichtbar sein. Über die offene Stelle kann es zu mitunter schweren Infektionen am Auge kommen.
Welche Untersuchungen werden vorgenommen?
Neben der Befragung nach dem Unfallhergang (Anamnese) und den bei jedem Patienten vorgenommenen Augenuntersuchungen (z. B.
Sehtest) wird die jeweilige Verletzung genau betrachtet. Beim Verdacht auf Bindehautverletzung wird ein Farbstoff (Fluoreszein) auf das Auge gegeben, um offene Stellen besser sichtbar zu machen. Der Augendruck kann vorsichtig gemessen werden, der Augenhintergrund wird betrachtet. Wichtig ist der Ausschluss von schweren Augapfelverletzungen sowie bei Lidverletzungen der Ausschluss von Tränenwegsabrissen.
Die Behandlung der Lidwunden und Bindehautwunden
Kleine Bindehaut- oder Lidverletzungen müssen oft nicht behandelt werden. Größere Verletzungen beziehungsweise Verletzungen mit der Gefahr, dass die Wundränder nicht regelrecht zusammenheilen, sollten operiert werden. Die Lidnaht oder Bindehautnaht sollte von einem Augenarzt vorgenommen werden. Die operative Versorgung sollte möglichst bis 12 Stunden nach dem Unfall erfolgen.
Meist wird die Lidnaht oder die Bindehautnaht in örtlicher Betäubung (durch eine Spritze oder durch Tropfen) vorgenommen. Bei ausgedehnten Verletzungen des Gesichts oder bei besonderen Umständen kann auch eine Vollnarkose erfolgen.
Unter sterilen Bedingungen wird die Wunde durch feines Fadenmaterial möglichst in der ursprünglichen Position vernäht. Eventuelle Fremdkörper und abgestorbenes Gewebe werden entfernt. Begleitverletzungen (Tränenwegsdurchtrennungen, Wunden in anderen Bereichen des Gesichts, Augapfelverletzungen) werden ebenfalls behandelt, falls notwendig. In einigen Fällen werden Spezialärzte anderer medizinischer Fachbereiche hinzugezogen. Bisweilen ist auch ein besonderer Eingriff zur Gewebedeckung notwendig (plastische Chirurgie).
Am Ende der Operation wird eine antibiotische Salbe aufgetragen. Meist wird das Auge mit einem Verband versorgt.
Die Fäden können meist nach einer Woche bis zehn Tagen von einem Arzt gezogen werden.
Mögliche Komplikationen
Die Operation dient dem regelrechten Verheilen und der Verhinderung von Folgeschäden. Dennoch können auch durch die Operation selbst Schäden verursacht werden. Es kann zu Blutungen sowie zu Infektionen kommen. Die Wunde kann ungünstig zusammenwachsen oder Narben können sich bilden, was zu weiteren Problemen führen kann. Sehr selten kommt es durch die Operation zu Schäden am Augapfel, die unter Umständen zur Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung führen können.
Erfolgsaussichten der Lid- und Bindehautnaht
Wenn die Verletzung etwas größer ist oder die Lidkante betroffen ist, ist es meist günstiger, die Operation durchzuführen, anstatt die Verletzung nichtoperativ zu behandeln. In den meisten Fällen wird ein Verheilen in einer regelrechten Lage ermöglicht, Folgeschäden können verhindert werden. Dies ist jedoch nicht garantiert. Insbesondere bei großen Verletzungen kann nicht immer ein optimaler Zustand wiederhergestellt werden. Gegebenenfalls kann eine Folgeoperation notwendig werden.