Trockene Augen, lateinisch auch Keratoconjunctivitis sicca oder Sicca (=trocken)-Syndrom genannt, ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen des Auges, bei der die Zusammensetzung des Tränenfilms gestört ist. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland 10-12 Millionen Menschen an einem trockenen Auge. Die Patienten klagen häufig über ein Fremdkörpergefühl sowie über Rötungen und Brennen am Auge. Die Ursachen können vielfältig sein, jedoch berichten viele Patienten, am Computerbildschirm und in klimatisierten Räumen zu arbeiten. Frauen leiden wesentlich häufiger unter einem trockenen Auge als Männer. Die Beschwerden treten meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr erstmals auf. Möglicherweise begünstigt die hormonelle Umstellung der Wechseljahre, die zu einer Veränderung des schützenden Tränenfilms führt, die Entwicklung eines trockenen Auges. Die Beschwerden werden in der Regel symptomatisch durch die Gabe von Tränenersatzmitteln gelindert.
Die Ursachen für ein trockenes Auge können vielfältig sein, weshalb ein ausführliches Anamnesegespräch zwischen Arzt und Patient wichtig ist. Hierbei sollten Lebensgewohnheiten, der Arbeitsplatz, Medikamenteneinnahmen sowie bisher bekannte Erkrankungen und Augenoperationen berücksichtigt werden.
Die Trockenheit des Auges wird durch eine gestörte Zusammensetzung des Tränenfilms ausgelöst. Normalerweise besteht der Tränenfilm aus drei Schichten, nämlich einer Schleimschicht (unten), einer wässrigen, Abwehrstoffe enthaltenden Schicht (in der Mitte) und einer stabilisierenden Fett-(Lipid-)schicht (oben). Stimmt die Zusammensetzung und damit das Verhältnis der einzelnen Schichten zueinander nicht mehr, leidet der Patient unter einem trockenen Auge. Eine gestörte
Zusammensetzung des Tränenfilms kann folgende Ursachen haben:
Des Weiteren kann das Auge bei langen Arbeitszeiten am Computerbildschirm austrocknen („Office eye syndrom“). Der Grund hierfür ist, dass der Lidschlag, der die frei gesetzte Tränenflüssigkeit verbreitet, bei konzentrierter Arbeit mit Fixieren des Computers seltener ist auftritt.
Eine dritte Möglichkeit nach der veränderten Zusammensetzung und der verminderten Verbreitung des Tränenfilms ist eine zu geringe Produktion der Tränenflüssigkeit. Dies kann vor allem bei den so genannten Autoimmunkrankheiten geschehen. Hierbei richtet sich das Immunsystem nicht nur gegen eindringende Fremdkörper, sondern auch gegen Strukturen des eigenen Körpers. Autoimmunkrankheiten, bei denen es zu einer verminderten Produktion der Tränenflüssigkeit kommt, sind zum Beispiel das Sjögren –Syndrom (mit Mund- und Augentrockenheit) oder die rheumatoide Arthritis. Ebenso wird das Auge trocken, wenn die Tränendrüse in ihrer Funktion eingeschränkt wird, wie zum Beispiel bei Geschwülsten im Bereich der Tränendrüse.
Ist die Zusammensetzung des Tränenfilms gestört, können die Horn- und Bindehaut des Auges nicht mehr ausreichend geschützt werden. Obwohl der Patient unter Umständen unter heftigem Tränenfluss leidet, können die Augenlider auf dem Tränenfilm nicht mehr problemlos gleiten. Es kommt zu Fremdkörper- und vor allem zu Trockenheitsgefühl. Als Reaktion darauf wird die Bindehaut des Auges stärker durchblutet, was sich in einer Rötung äußert. Die Augen können brennen und die Lider verkleben. Häufig werden die Augen auch schneller müde oder sind lichtempfindlich. Kontaktlinsen werden nicht mehr vertragen.Im schlimmsten, aber glücklicherweise seltenen Fall kann es zu Narben- und anschließender Geschwürbildung am Auge kommen, was unter Umständen sogar zu einem Sichtverlust führen kann. Außerdem sind sehr trockene Augen auch leichter für Erreger wie Bakterien, Viren und Pilze anfällig, so dass es zu Infektionen des Auges kommen kann.
Die Diagnose wird zunächst einmal anhand der typischen Beschwerden wie Fremdkörpergefühl, Rötung und Brennen des Auges gestellt. Um das Ausmaß der Trockenheit am Auge zu bestimmen, können verschiedene Tests durchgeführt werden:
Außerdem sollte insbesondere bei mangelnden Risikofaktoren oder bei weiteren Beschwerden geprüft werden, inwiefern dem trockenen Auge andere Krankheiten zugrunde liegen können. Dazu können zum Beispiel die Rheumafaktoren oder die Hormone im Blut des Patienten untersucht werden.
Von einem trockenen Auge müssen allergische, entzündliche und toxische Erkrankungen des Auges abgegrenzt werden. Außerdem können Hornhauterkrankungen ebenfalls mit Rötung und Brennen des Auges einhergehen.
An erster Stelle der schnell helfenden und symptomatischen Therapien steht die Gabe von Tränenersatzmitteln, die auch Benetzungslösungen genannt werden und möglichst keine Konservierungsmittel enthalten sollten. Diese „künstlichen Tränen“ werden mehrmals am Tag in das Auge getropft oder als Gel in den Bindehautsack gegeben und ersetzen die wässrige, in de Mitte des Tränenfilms befindliche Schicht. Augengele bleiben zwar länger auf der Augenoberfläche als Augentropfen, verschleiern jedoch die Sicht für eine Weile. Ergänzend kann ein Augenspray verwendet werden, welches die Lipidschicht des Tränenfilms ersetzt. Der Vorteil dieses Präparates ist, dass es die Verdunstung der normalen Tränenflüssigkeit und somit ein Trockenwerden des Auges verzögert (z.B. Tears Again (R) oder Liponit Lidspray (R)). Zusätzlich kann zur Nacht eine Salbe aufgetragen werden, die ebenfalls die Lipidschicht des Tränenfilms ersetzt. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden besteht außerdem die Möglichkeit, die Tränenpünktchen, über die die Tränenflüssigkeit des Auges abfließt, zu verschließen. Die Tränenpünktchen werden dabei entweder verödet oder mittels so genannter „Punctum plugs“ künstlich verschlossen. Die ursächliche Therapie des trockenen Auges ist außerdem Gegenstand der Forschung an vielen Unikliniken, so dass man dort noch weitere, jedoch weniger verbreitete Behandlungsmöglichkeiten finden kann.
lrockene Augen lösen in der Regel keine bleibenden Schäden aus, können die Patienten jedoch im Alltag erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, frühzeitig kompetente medizinische Beratung in Anspruch zu nehmen. Nur in seltenen Fällen kann ein lange unbehandeltes trockenes Auge zu bleibenden Schäden wie einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit führen.
Sollten Sie unter einem trockenen Auge leiden, können Sie versuchen, die Faktoren, die ein trockenes Auge begünstigen, zu reduzieren:
Letzte Aktualisierung am 09.12.2018.