Die
Kurzsichtigkeit (
Myopie) ist eine Art der Fehlsichtigkeit, bei der der Betroffene in der Ferne nicht scharf sehen kann. Das kommt daher, dass der Augapfel relativ zu lang ist und die Brechkraft von Hornhaut und Augenlinse zu stark ist. Kurzsichtigkeit lässt sich im Allgemeinen mit Brille oder Kontaktlinsen oder auch durch verschiedene Augenoperationen (Refraktive Chirurgie) ausgleichen.
Wie kommt es zum unscharfen Sehen in der Ferne?
Das kurzsichtige (myope) Auge ist in den meisten Fällen zu lang (Achsenmyopie). Manchmal ist auch die Brechkraft der optischen Medien (Hornhaut, Linse) zu stark (Brechungsmyopie). Durch beide Umstände kommt es dazu, dass parallel auf das Auge eintreffende Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut am Augenhintergrund, sondern bereits vor der Netzhaut im Glaskörperraum in einem Brennpunkt gebündelt werden. Dahinter laufen die Strahlen wieder auseinander, und das Bild wird um so unschärfer, je weiter der Brennpunkt von der Netzhaut entfernt ist.
Gibt es Ursachen für die Kurzsichtigkeit?
Die Kurzsichtigkeit ist in der Regel erblich bedingt. Manchmal können auch bestimmte Erkrankungen im Mutterleib, im Kindesalter oder Erwachsenenalter ursächlich für die Fehlsichtigkeit sein. Es ist unklar, ob auch andere Faktoren bei der Entwicklung eine Rolle spielen, z. B. häufiges Lesen oder Arbeiten am Computer in der Kindheit, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen.
Welche Formen der Kurzsichtigkeit gibt es?
Zu etwa 80 % der Fälle handelt es sich um eine
Achsenmyopie, also eine Kurzsichtigkeit durch einen
zu langen Augapfel.
Häufig handelt es sich um die so genannte Schulmyopie oder Myopia simplex. Diese beginnt oft um das 10. bis 12. Lebensjahr und verändert sich nach dem 20. Lebensjahr meist nicht mehr. Meist ist der Patient nur schwach bis mittelgradig kurzsichtig (bis 6 Dioptrien).
Eine noch bis zum 30. Lebensjahr voranschreitende Kurzsichtigkeit, die auch höhere Werte bis etwa 12 Dioptrien annehmen kann, nennt sich benigne progressive Myopie.
Nimmt die Kurzsichtigkeit immer weiter zu, auch in einem höheren Alter, so wird dies maligne Myopie (Myopia maligna, progressiva) genannt. Besonders diese Form kann zu Folgeproblemen führen.
Eine Brechungsmyopie ist eine Kurzsichtigkeit durch veränderte Brechkraft der durchsichtigen Medien im Auge. Dies kann bei einigen Erkrankungen der Fall sein, z. B. bei einer Trübung der Augenlinse (Katarakt, Grauer Star), bei einer kegelförmigen Hornhautvorwölbung (Keratokonus) oder bei einer Kugelform der Augenlinse (Lentiglobus).
Welche Beschwerden hat der Patient?
Der Kurzsichtige sieht
in der Ferne verschwommen. Oft zeigt sich dies im Schulalter, wenn die Tafel vorne im Klassenraum nicht mehr gelesen werden kann. Typischerweise werden die Lider zusammengekniffen. Die Beschwerden werden oft besonders deutlich bei der Nachtsicht. In der Nähe jedoch kann der Betroffene scharf sehen.
Weitere Probleme, die bei Kurzsichtigkeit auftreten können
Vor allem bei hoher und fortschreitender Kurzsichtigkeit zeigen sich am Auge oft strukturelle Veränderungen, die manchmal zu Folgeproblemen führen können. Besonders die hintere Augapfelwand wird oft stark gedehnt (myoper Konus). Dadurch kann es zur Schädigung der Aderhaut und der Netzhaut kommen. Ein kurzsichtiger Patient hat ein erhöhtes Risiko, eine Netzhautablösung zu erleiden, welche zur Erblindung führen kann. Ein weiteres Problem kann sich bei der Diagnose eines Glaukoms (Grüner Star) ergeben, da der Augendruck bei der Messung oft fehlerhaft zu niedrig erscheint.
Wie wird festgestellt, dass ein Auge kurzsichtig ist?
Der Augenarzt kann oft schon durch die Befragung des Patienten (Anamnese) und dessen Schilderung der Beschwerden eine Kurzsichtigkeit vermuten. Um dies genau festzustellen, werden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Meist wird zunächst eine so genannte objektive Refraktionsbestimmung durchgeführt, bei dem von einem Gerät (z. B. Topcon®) die Brechkraft des Auges gemessen wird. Die subjektive Refraktionsbestimmung ermöglicht eine genaue Messung der Kurzsichtigkeit und wird im Rahmen eines
Sehtests durchgeführt, bei dem verschiedene Korrekturgläser vor das Auge gesetzt werden. Manchmal wird auch ein anderer Test mit einem Spezialinstrument durchgeführt (Skiaskopie), insbesondere, wenn ein Sehtest nicht oder nur schlecht möglich ist (z. B. bei Kindern).
Welche Möglichkeiten gibt es, eine Kurzsichtigkeit zu korrigieren?
Da es sich um eine strukturelle Veränderung handelt, kann ein kurzsichtiges Auge nicht wegtrainiert werden. Eine Verbesserung der Sehschärfe ist nur über eine Änderung der Brechkraft möglich.
Die Kurzsichtigkeit kann durch ein vorgesetztes
Minusglas (Konkavglas, Zerstreuungslinse) ausgeglichen werden. Es handelt sich um ein
Brillenglas (beziehungsweise eine
Kontaktlinse), das so geschliffen ist, dass es um einen bestimmten Wert konkav (nach innen gewölbt) ist. Dadurch werden die Lichtstrahlen so abgelenkt, dass sie etwas nach außen gestreut werden und so auf das Auge treffen, dass der Brennpunkt wieder genau auf der Netzhaut liegt.
Die Kurzsichtigkeit sollte immer mit dem geringsten Korrekturwert ausgeglichen werden, mit dem im der Ferne scharf gesehen werden kann. Gerade bei jungen Patienten wird eine höhere Korrektur oft angenommen, kann aber Kopfschmerzen auslösen, da die Augenlinse ständig aktiv verformt werden muss, um die Brechkraft anzupassen (Akkomodation).
Je höher die Kurzsichtigkeit, um so mehr Probleme ergeben sich beim Tragen einer Brille. Ab etwa 15 Dioptrien wird das Bild auf der Netzhaut durch das Brillenglas so stark verkleinert, dass die Sehschärfe herabgesetzt ist. Ein solches Brillenglas ist zudem sehr schwer und führt zu einer ungünstigen Farbstreuung im Randbereich. Daher werden bei hoher Myopie Kontaktlinsen empfohlen, die solche ungünstigen Eigenschaften nicht aufweisen. Kontaktlinsen können selbstverständlich auch bei geringerer Kurzsichtigkeit angepasst und getragen werden. Sie besitzen allerdings Nachteile, z. B. die Gefahr von Hornhautschäden insbesondere bei mangelhafter Pflege sowie eine für manche Personen schwierige Handhabung.
Auch durch eine
Augenoperation kann eine Kurzsichtigkeit korrigiert werden. Solche Operationen werden unter dem Begriff Refraktive Chirurgie zusammengefasst. Am häufigsten werden verschiedene
Laserbehandlungen der Hornhaut (z. B. LASIK,
LASEK, PRK) durchgeführt. Es gibt auch Möglichkeiten des Einsetzens einer Kunstlinse (z. B. phake Intraokular-Linse, Refraktiver Linsenaustausch) sowie weitere Eingriffe (z. B. Intracorneal-Ring). Operationen zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit werden heutzutage vor allem mit dem Laser immer häufiger durchgeführt. Meist können sie die Sehschärfe entscheidend verbessern, beinhalten aber wie alle chirurgischen Maßnahmen gewisse Risiken (unter anderem Infektionen, Über- und Unterkorrektur, erhöhte Blendungsempfindlichkeit). Interessant sind die Operationen für Personen, die auf Brille und Kontaktlinse verzichten möchten.