Der Keratokonus ist eine Erkrankung am Auge, bei der die Hornhaut sich immer stärker kegelförmig wölbt. Gleichzeitig verdünnt sich die Hornhaut dabei. Aufgrund der Formveränderung entsteht ein zunehmender Sehfehler. Der Verlauf der Erkrankung kann bei jedem Patienten unterschiedlich sein. So kann der Keratokonus bei einigen Patienten wieder zum Stillstand kommen, bei anderen Betroffenen schreitet er jedoch rasch fort. Die Behandlungsmöglichkeiten des Keratokonus sind in den letzten Jahren besser geworden. Die wichtigsten Methoden sind immer noch Brille und Kontaktlinsen sowie inzwischen die Vernetzungs-Behandlung (Corneal Crosslinking, CXL). Eine Hornhauttransplantation muss in Ausnahmefällen erfolgen.
Eine ähnliche Erkrankung wie der Keratokonus ist der Keratoglobus mit kugeliger Verformung der Hornhaut.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich beim Keratokonus (Hornhautkegel) um eine erbliche Krankheit. Verschiedene Erbgänge werden unter Medizinern diskutiert. Oft tritt die Erkrankung allein auf, manchmal besteht zusätzlich ein Down-Syndrom (Trisomie 21, früher auch Mongolismus genannt), eine Neurodermitis oder eine andere Erbkrankheit mit Bindegewebsveränderungen (z. B. das Marfan-Syndrom). Welche Vorgänge in der Hornhaut für den Keratokonus verantwortlich sind, ist nicht genau bekannt. Wissenschaftler gehen von einer Stoffwechselstörung aus. Der Keratokonus ist die häufigste Art von den Erkrankungen, bei denen die Hornhaut eine veränderte Form aufweist. Dennoch ist der Keratokonus recht selten und tritt in Deutschland bei ungefähr einer von 2000 Personen auf.
Meist tritt der Keratokonus auf beiden Augen auf und wird zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr symptomatisch. Die Hornhaut wölbt sich nach und nach mehr nach vorne. Dadurch kommt es zu einer fortschreitenden starken Kurzsichtigkeit der betroffenen Augen. Dabei weicht die Brechkraft von einzelnen Bereichen auf der Hornhaut stark von anderen Bereichen ab (irregulärer Astigmatismus). Der Patient sieht zunehmend unscharf und verzerrt. Es können starke Verziehungen des Bildes, Mehrfachsehen und eine Lichtempfindlichkeit vorkommen. Zusätzliche Symptome sind nicht selten gereizte und gerötete Augen.
Nach dem Schweregrad wird der jeweilige Keratokonus in vier Stadien eingeteilt. In welches Stadium ein Befund fällt, hängt im Wesentlichen von der Fehlsichtigkeit, der Hornhautkrümmung und von der Ausdünnung ab.
Beim fortschreitenden Keratokonus dehnt sich die Hornhaut ständig weiter aus und wird immer dünner. In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass eine der Schichten der Hornhaut, die so genannte Descemet-Membran, einreißt (so genannter akuter Keratokonus). Dies führt dann zu heftigen Schmerzen. Ein Aufquellen der Hornhaut durch eindringende Flüssigkeit bedingt eine Trübung mit noch schlechterem Sehen. Zudem tränt das Auge, und der Patient ist lichtscheu.
Der Patient wird erst zu seinen Beschwerden sowie zu vorherigen Erkrankungen befragt (Anamnese). Daraufhin erfolgt ein Sehtest. Die Augen werden vom Augenarzt betrachtet. Schon beim Blick von hinten oben kann der Augenarzt die Vorwölbung oft einfach erkennen, wenn er die Lider vorsichtig nach oben zieht. Unter der Vergrößerung können sich charakteristische Veränderungen zeigen.
Eine sichere Diagnose des Keratokonus ist mit der so genannten Placido-Scheibe möglich. Das ist eine Scheibe, auf die ringförmig kontrastreiche Kreise aufgemalt sind und die in der Mitte ein kleines Löchlein besitzt. Bei Betrachtung durch das Loch sieht der Arzt die Spiegelung der Kreise auf der Hornhaut. Besteht ein Keratokonus, so sind die gespiegelten Kreise entsprechend verzerrt. Eine andere Möglichkeit ist die Feststellung der Verformung durch das Ophthalmometer (so genannte Zeiss-Bombe), ein Gerät zur Vermessung der Brechkraft in verschiedenen Richtungen auf der Hornhaut. Heutzutage lässt sich in einem modernen computergesteuerten Verfahren die Oberfläche der Hornhaut genau ausmessen (Hornhauttopographie).
Anfangs kann die entstehende Fehlsichtigkeit oft noch mit einer Brille ausgeglichen werden. Später muss der Patient formstabile Kontaktlinsen tragen, um einigermaßen scharf sehen zu können. Ein Großteil der Betroffenen kommt das ganze Leben lang mit Kontaktlinsen aus. Schreitet die Hornhautvorwölbung jedoch noch weiter fort, dann fallen die Kontaktlinsen immer wieder aus dem Auge heraus.
Eine verhältnismäßig neue Behandlungsmethode beim Keratokonus ist das Corneal Crosslinking (CXL). Bei dem Verfahren werden die so genannten Kollagenfasern in der Hornhaut besser miteinander quervernetzt. Dies geschieht über die Anwendung von Riboflavin (Vitamin B2) und UV-Licht (ultraviolettes Licht, also Strahlung mit etwas kürzerer Wellenlänge als sichtbares Licht). Zuerst wird das Riboflavin aufgetragen, welches das Gewebe für UV-Licht empfindlicher macht. Daraufhin erfolgt eine UV-Bestrahlung für 30 Minuten. Das Corneal Crosslinking wird wegen der Wirkweise auch Kollagenvernetzung oder UV-Crosslinking genannt. Die Methode wird inzwischen oft schon im Frühstadium eines Keratokonus angewendet. Bei den meisten behandelten Patienten konnte das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden. Langzeitergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.
Zu den weiteren möglichen Methoden beim Keratokonus gehört die Einpflanzung von ringförmigen Plättchen in die Hornhaut (ICR = intrastromaler cornealer Ring). Auch kann eine zentrale Anbohrung der Hornhaut bis auf 90 % der Dicke (CKT = cirkuläre Keratotomie) die Erkrankung aufhalten.
In manchen Fällen von Keratokonus ist es schließlich angezeigt, eine Hornhauttransplantation vorzunehmen. Eine eingerissene Hornhaut beim so genannten akuten Keratokonus wird ebenfalls durch eine Transplantation der Hornhaut behandelt. In einer Operation wird die verformte Hornhaut herausgeschnitten und durch eine intakte Spenderhornhaut ersetzt. Die Hornhaut kann in ihrer gesamten Dicke (perforierende Keratoplastik) oder manchmal auch bei Belassung der inneren Schichten (lamelläre Keratoplastik) ersetzt werden. In der Regel ist die Operation erfolgreich, die Hornhaut wird vom Körper des Empfängers angenommen und eine gute Sehschärfe kann wieder erreicht werden.
Beim seltenen Keratoglobus handelt es sich um eine angeborene Erkrankung, bei der die Hornhaut kugelförmig vorgewölbt ist. Dies führt ebenfalls zur Verdünnung der Hornhaut, der Patient wird kurzsichtig und hat einen irregulären Sehfehler (irregulärer Astigmatismus). Ursache ist eine Schwächung des Bindegewebes der Hornhaut. Die Behandlung eines Keratoglobus ist schwierig, da die Verformung und Verdünnung bis nach außen an den Rand der Hornhaut reicht. Ist das Tragen von Kontaktlinsen nicht möglich, so wird eine Hornhauttransplantation erforderlich. Auch diese Operation ist oft schlecht durchzuführen. Daher wird beim Keratoglobus gegebenenfalls eine lamelläre Keratoplastik vorgenommen, bei der nur die vordere Hornhautschicht entfernt und ersetzt wird. Möglicherweise kann auch beim Keratoglobus ein Corneal Crosslinking erfolgreich angewendet werden.
Letzte Aktualisierung am 17.03.2023.