Eine Entzündung der Hornhaut (Keratitis) kann durch eine Infektion mit einem Krankheitserreger entstehen, aber auch durch nichtinfektiöse Ursachen bedingt sein. Vor allem auf dem Boden einer Entzündung durch Bakterien kann ein Hornhautgeschwür entstehen, das im Extremfall bis in die Vorderkammer des Auges durchbrechen kann.
Die Hornhaut ist der vordere, durchsichtige Haut des Auges. Sie lässt die Lichtstrahlen hindurch und trägt zum Teil zur richtigen Lichtbrechung bei, so dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht. Des Weiteren besitzt die Hornhaut eine Schutzfunktion und trägt zur Stabilität des Auges bei. Lidschluss und Tränenflüssigkeit sind wiederum für den Schutz der intakten Hornhaut notwendig. Die Hornhaut besteht aus mehreren Schichten: dem äußeren, dünnen Epithel, das z. B. nach einer Verletzung meist schnell nachgebildet werden kann, dem mittleren, dicken Stroma (die hauptsächliche Schicht) und dem dünnen Endothel, das die innere Oberfläche darstellt.
Prinzipiell können alle Schichten der Hornhaut von einer Entzündung betroffen sein. Die Entzündung kann auf eine Schicht (z. B. das Epithel) begrenzt sein, oft sind mehrere Schichten mit einbezogen. Ist die Epithelzellschicht entzündet, so zeigt sich oft eine Trübung. Bei einer Entzündung des Stromas ist die Trübung meist weißlich. Wenn das Endothel betroffen ist, quillt die Hornhaut oft scheibenförmig auf. Meist ist eine Hornhautentzündung schmerzhaft oder es tritt zumindest ein Fremdkörpergefühl auf, es gibt aber auch Ausnahmen. Die Bindehaut ist in den meisten Fällen gerötet.
Die weitaus meisten infektionsbedingten Hornhautentzündungen sind durch Bakterien verursacht. Häufige Erreger sind Staphylokokken und Pneumokokken, bei Infektion mit Pseudomonas aeruginosa ist die Hornhautentzündung besonders gefährlich. Daneben können auch viele weitere Arten von Bakterien eine Entzündung verursachen. Mit wenigen Ausnahmen (z. B. Gonokokken, die schwere Infektionen beim Neugeborenen verursachen können) muss die Hornhautoberfläche geschädigt sein, damit die Erreger eindringen können. Deswegen kommen bakterielle Hornhautentzündungen unter anderem bei zu langem Tragen oder schlechter Hygiene von Kontaktlinsen, bei Verletzungen der Hornhaut sowie auch bei geschwächter Immunabwehr oder bei Entzündungen oder Verlegungen der ableitenden Tränenwege vor.
Die virusbedingte Hornhautentzündung wird in den meisten Fällen durch das Herpes-simplex-Virus, durch das Varizella-zoster-Virus (verursacht sonst Windpocken und Gürtelrose) und durch Adenoviren verursacht. Seltener liegt auch eine Infektion mit anderen Virusarten vor. Eine Herpes-Keratitis ist durch ein Wiederaufflammen der Entzündung nach einer früheren Infektion (mit Bläschenbildung am Lid) bedingt, da die Herpes-Viren in Nervenästen verbleiben. Die Zoster-Keratitis tritt nach einer bereits früher abgelaufenen Windpocken-Erkrankung auf und entsteht im Rahmen einer Gürtelrose von Auge und Gesicht. Die Adenovirus-Keratitis ist eine Neuinfektion und tritt in Kombination mit einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auf.
Auch bei der durch Viren verursachte Keratitis kommt es zur Rötung des Auges mit Fremdkörpergefühl und Schmerzen. Der Arzt kann durch typische Anzeichen oft bereits bei Betrachtung des Auges eine vermutete Diagnose stellen, bei oberflächlicher Herpes-Keratitis beispielsweise zeigt sich ein charakteristischer, baumartig verzweigter Defekt. Nach dem Aufbringen des Farbstoffes Fluoreszein wird dies besonders deutlich. Zudem ist bei Herpesbefall die Sensibilität der Hornhaut herabgesetzt, was mit einem Wattestäbchen überprüft werden kann. Vor allem bei wiederholtem Auftreten der Herpes-Keratitis können auch die mittlere und innere Schicht (Stroma und Endothel) betroffen sein. Schließlich kann sich eine von Blutgefäßen durchzogene Hornhautnarbe bilden.
Bei der Zoster-Keratitis steht meist die Gürtelrose mit Bläschenbildung an der Gesichtshaut im Vordergrund, am Auge selbst ergeben sich oftmals weniger Beschwerden. Dennoch kann die Hornhautentzündung schwerwiegend sein, und es kann auch zu weiteren Schäden am und im Auge kommen. Auch bei Zoster-Keratitis ist die Sensibilität der Hornhaut erniedrigt.
Die Adenovirus-Keratitis (Epidemische Keratitis und Konjunktivitis) äußert sich vor allem durch eine Rötung, Schwellung und Sekretbildung der Bindehaut. Es kann zu punktförmigen Defekten an der Hornhautoberfläche kommen, die oft für Wochen und Monate Trübungen hinterlassen, durch die die Sehschärfe herabgesetzt sein kann.
Hornhautinfektionen durch Herpes simplex und Varizella zoster lassen sich mit Antivirus-Medikamenten (z. B. Aciclovir) behandeln. Diese werden als Augentropfen und oft auch als Tabletten oder Infusion gegeben. Manchmal sind weitere Medikamente erforderlich. Die Epidemische Bindehaut- und Hornhautentzündung kann durch Arzneimittel nicht behandelt werden, wichtig ist die Vermeidung von Infektionen bei Personen, die mit dem Erkrankten in Kontakt kommen.
Die meisten Pilzinfektionen der Hornhaut sind durch den Hefepilz Candida albicans bedingt, dennoch können auch weitere Pilze die Erkrankung verursachen. Die Infektion geschieht häufig über Verletzungen mit pilzhaltigem Material. Oftmals liegt eine Abwehrschwäche vor. Die Pilz-Keratitis sieht oft wie eine bakterielle Entzündung der Hornhaut aus, bereitet aber meist nur geringe Beschwerden. Zusätzlich zu einem Hornhautgeschwür zeigen sich in vielen Fällen kleine Nachbargeschwüre (so genannte Satelliten), auch Eiter in der Vorderkammer des Auges (Hypopyon) ist oft vorhanden. Der Nachweis der Pilze geschieht im Labor, kann aber schwierig sein. Die Behandlung erfolgt mit Mitteln gegen Pilze (Antimykotika), z. B. Nystatin, Natamycin oder Amphotericin B.
Akanthamöben sind Einzeller, die in der Umwelt (Wasser, Boden) häufig vorkommen. Über kleine Hornhautdefekte (z. B. auch durch Tragen von Kontaktlinsen) oder bei Abwehrschwäche können sie in das Gewebe eindringen. Die Akanthamöben-Keratitis ähnelt der bakteriellen Entzündung und verursacht starke Schmerzen. Nicht selten wird bei wochen- bis monatelanger Behandlung mit Antibiotika keine Besserung erreicht und erst dann an eine Amöbeninfektion gedacht. Der Nachweis geschieht mit der so genannten konfokalen Mikroskopie der Hornhaut oder durch Laboruntersuchungen. Zur Behandlung werden meist drei Medikamente (z. B. PHMB, Gentamicin, Propamidin) als Augentropfen verabreicht.
Augentrockenheit (Sicca-Syndrom) wird durch eine schlechte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit oder einen Mangel an Tränen verursacht. Es kann neben einer chronischen Bindehautreizung zu kleinen Defekten auf dem Hornhautepithel (Hornhautoberfläche) kommen. Das Auge ist gerötet, es besteht ein starkes Fremdkörpergefühl. Ein trockenes Auge wird durch verschiedene Tests festgestellt, die wichtigste Untersuchung ist der so genannte Schirmer-Test. Die Augentrockenheit wird durch Tränenersatzmittel und pflegende Salben behandelt. Bisweilen können auch andere Methoden, z. B. das Einsetzen von Stöpseln (Punctum Plugs) in den Tränenkanal, vorgenommen werden.
Bei einem Ausfall des ersten Astes des Nervus trigeminus kommt es zum Verlust der Sensibilität der Hornhaut. Der Nervenschaden kann unter anderem nach Operationen, Bestrahlungen und Herpesinfektionen auftreten. Dadurch, dass der automatische Lidschlag nicht mehr im nötigen Ausmaß erfolgt, trocknet die Hornhaut aus, und es entsteht ein Hornhautgeschwür. Die Bindehaut ist gerötet, aber Schmerzen treten nicht oder kaum auf, weil sie nicht gespürt werden können. Im schlimmsten Fall kann es zum Hornhautdurchbruch (Perforation) kommen. Die Therapie entspricht im Wesentlichen der eines trockenen Auges: Tränenersatzmittel und Augensalbe sowie gegebenenfalls Punctum Plugs. In schweren Fällen kann ein zeitweises Vernähen von Ober- und Unterlid (Tarsorrhaphie) oder eine Hornhauttransplantation erforderlich werden.
Ein mangelnder Lidschluss kommt vor allem bei einer Lähmung des Gesichtsnervs (Nervus facialis, Facialisparese) vor, kann aber auch bei Lidverziehungen (z. B. nach Operation), bei hervortretendem Augapfel (Exophthalmus) oder bei bewusstlosen Patienten auftreten. Die Hornhaut trocknet aus, und es kommt zu Schäden an der Hornhautoberfläche und eventuell auch zu einem Geschwür. Die Behandlung erfolgt mit Tränenersatzflüssigkeit, antibiotischen und pflegenden Salben und oft auch durch einen so genannten Uhrglasverband, der das Auge feucht hält.
Bei nicht gut sitzenden oder bei zu lange getragenen Kontaktlinsen kann es zu Schäden auf der Hornhaut und der Bindehaut kommen. Es können spezielle Veränderungen der Bindehaut auftreten, an der Hornhaut kommt es zu oberflächlichen Defekten und manchmal auch zu Geschwüren. Gefäße können zudem in die Hornhaut einsprossen. Bei Kontaktlinsentrageschäden sollte die Kontaktlinse über längere Zeit weggelassen werden, vom Augenarzt wird Cortison gegeben, bis die Entzündung verschwindet.
Zu (meist eher leichten) Entzündungen der Hornhaut kann es durch verschiedene weitere Umstände ebenfalls kommen. Eine mechanische Reizung entsteht z. B. bei Fremdkörpern unter dem Lid, die auf der Hornhaut kratzen, bei einem nach innen gekippten Lid (Entropium), dessen Wimpern scheuern (Trichiasis) oder bei einer Verletzung oder Operation. Die Hornhaut wird des Weiteren gereizt bei bestimmten Medikamenten, manchmal ist für Hornhautdefekte keine Ursache zu finden. Rheumaerkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis) können zu einem rheumatischen Hornhautgeschwür führen.
Letzte Aktualisierung am 12.12.2018.