Grüner Star (Glaukom) ist eine Erkrankung, bei der durch einen für das jeweilige Auge zu hohen Augeninnendruck Schäden am Sehnerv entstehen. Es kann zu Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung kommen. Es gibt unterschiedliche Ursachen und Formen des Glaukoms. Oft ist eine Behandlung mit Augentropfen ausreichend, manchmal muss eine Glaukom-Operation oder eine Laserbehandlung durchgeführt werden.
Ein Glaukom (Grüner Star) kann verschiedene Ursachen haben. Es gibt daher auch unterschiedliche Formen der Erkrankung. Allen gemeinsam ist die Schädigung des Sehnervs, die zu Gesichtsfeldausfällen und schließlich zur Erblindung führen kann. In vielen, nicht jedoch in allen Fällen liegt eine Augendruckerhöhung vor. Umgekehrt führt eine leichte bis mäßige Erhöhung des Augeninnendrucks nicht immer zu Schäden des Sehnervs, dies wird dann als okuläre Hypertension bezeichnet. Die normalen Werte für den Augendruck liegen bei 10 bis 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).
Der Augeninnendruck wird durch das Kammerwasser aufgebaut, die Flüssigkeit, die sich in Vorderkammer und Hinterkammer des Auges befindet. Das Kammerwasser wird im so genannten Ziliarkörper in der Hinterkammer gebildet und gelangt über die Pupillenöffnung in die Vorderkammer. Von dort aus fließt es am Kammerwinkel, dem Übergang zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut (Iris), durch das so genannte Trabekelwerk (Maschenwerk) und den Schlemm-Kanal ab. Normalerweise befinden sich Produktion und Abfluss im Gleichgewicht.
Das primäre Offenwinkelglaukom (Glaucoma chronicum simplex) ist mit über 90 % der Fälle die weitaus häufigste Art des Grünen Stars. Die Ursache ist nicht genau bekannt, das Risiko für die Erkrankung scheint vererbt zu werden. Zur Entstehung wird vermutet, dass Ablagerungen im Trabekelwerk im Kammerwinkel den Abfluss des Kammerwassers stören. Dadurch ist längerfristig der Augendruck um einen mäßigen Wert erhöht. Innerhalb von Jahren wird der Sehnerv geschädigt. Vom Patienten wird über längere Zeit nichts bemerkt, bisweilen können Kopfschmerzen, Augenbrennen oder Verschwommensehen bestehen. Erst später, wenn bereits größere Gesichtsfeldausfälle bestehen, wird der Patient auf das Glaukom aufmerksam. Daher können Vorsorgeuntersuchungen beim Glaukom wichtig sein, um das Sehen zu erhalten. Im Endstadium ist eine Erblindung des betroffenen Auges möglich.
Ein Normaldruckglaukom (Niedrigdruckglaukom) ist ein Grüner Star, bei dem typische Schäden am Sehnerv entstehen, obwohl der Augeninnendruck im Normalbereich liegt. Ein solches Glaukom ist besonders schwer zu erkennen, da keine hohen Augendruckwerte gemessen werden. Ebenso ist es schwierig, die optimale Therapie zu finden.
Beim Winkelblockglaukom (Engwinkelglaukom, oft auch Glaukomanfall genannt) ist ein anderer Mechanismus für die Erhöhung des Augeninnendrucks verantwortlich. Der Glaukomanfall entsteht dadurch, dass die Vorderkammer des Auges besonders flach ist. Es kommt zu einer Behinderung des normalen Durchstroms von Kammerwasser durch die Pupille. Der Druck in der Hinterkammer erhöht sich, und die Regenbogenhaut (Iris) bläht sich nach vorne auf. Im Außenbereich legt sich die Regenbogenhaut vor den Kammerwinkel und erschwert oder verhindert damit den Abfluss des Kammerwassers. Daher kommt es zu einer schnellen und starken Augendruckerhöhung. Ein solcher Winkelblock kann auch durch eine Erweiterung der Pupille verursacht werden, z. B. durch Augentropfen beim Augenarzt, in der Dunkelheit oder durch Stress.
Der Augendruck steigt beim Glaukomanfall innerhalb kurzer Zeit auf Werte bis 50 mmHg und höher. Der Patient verspürt meist starke Schmerzen, die auch in andere Bereiche des Kopfes ausstrahlen können. Der Augapfel fühlt sich steinhart an. Die Bindehaut ist gerötet. Durch Quellung der Hornhaut kommt es zu einer Sehverschlechterung, und der Patient sieht nur noch verschwommen oder verschleiert. Es kann zur Wahrnehmung von Farbringen um Lichter herum kommen. Es kommt beim Glaukomanfall oft zu Übelkeit und Erbrechen sowie manchmal auch zu Herzrhythmusstörungen.
Wird der Augendruck nicht rechtzeitig abgesenkt, so kann es innerhalb von Stunden bis Tagen zu Schäden am Auge kommen, die eine dauerhafte Sehverschlechterung bis zur Erblindung nach sich ziehen können. Daher handelt es sich beim Winkelblockglaukom um einen augenärztlichen Notfall.
Ein Sekundärglaukom ist ein Grüner Star, bei dem eine weitere Erkrankung die Ursache für die Augendruckerhöhung ist. Beim sekundären Offenwinkelglaukom wird das Trabekelwerk im Kammerwinkel durch verschiedene Materialien verstopft. Dies können z. B. Zellen (Entzündungszellen, rote Blutkörperchen bei Blutungen), Eiweißstoffe oder Pigmente aus der Regenbogenhaut sein. Ebenso kann eine längere Behandlung mit Cortison zur Augendruckerhöhung führen. Die Symptome dieser Glaukome entsprechen im Prinzip denen bei einem primären Offenwinkelglaukom.
Auch ein Glaukomanfall kann durch vorher bestehende Augenerkrankungen ausgelöst werden. So kann es beispielsweise bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) am Auge oder bei anderen Erkrankungen zu Gefäßneubildungen an der Regenbogenhaut (Iris) kommen, die den Kammerwinkel verlegen. Dies wird als Neovaskularisationsglaukom bezeichnet. Nach einer Verletzung oder Operation kann der Kammerwinkel ebenfalls verlegt werden. Es kommt meist zu Schmerzen, einer Sehverschlechterung und weiteren Beschwerden, die auch beim primären Glaukomanfall auftreten.
Ein Grüner Star kann angeboren sein. In der Regel handelt es sich dabei um eine Erbkrankheit. Eine Gewebemembran über dem Trabekelwerk im Kammerwinkel bleibt bestehen und behindert den normalen Abfluss des Kammerwassers. Auch andere Augenfehlbildungen können ein Glaukom verursachen. Beim kindlichen Glaukom zeigt sich oft eine Vergrößerung des Auges beziehungsweise des Hornhautdurchmessers (Buphthalmus), darüber hinaus eine Trübung der Hornhaut, Augentränen und Lichtempfindlichkeit. Betroffene Kinder reiben sich oft die Augen. Es kann wie bei den anderen Glaukomen zur Gesichtsfeldeinschränkung bis hin zur Erblindung kommen.
Der Patient wird zu seinen Beschwerden und zu vorherigen Erkrankungen befragt (Anamnese). Ein Sehtest wird durchgeführt. Dann wird das Auge unter Vergrößerung betrachtet. Nach diesen vom Augenarzt bei jedem Patienten durchgeführten Maßnahmen erfolgen spezielle Untersuchungen beim Glaukom. Die wichtigsten Parameter sind der Augeninnendruck und die Aushöhlung des Sehnervenkopfes.
Eine Augendruckbestimmung (Tonometrie) ist eine der wichtigsten Untersuchungen zur Diagnose des Glaukoms. Der Druck kann durch unterschiedliche Methoden gemessen werden. Bei der Goldmann-Applanationstonometrie wird an der Spaltlampe (augenärztliche Betrachtungseinheit) ein Messkopf auf die Hornhaut aufgesetzt, der Arzt kann den Augendruck abmessen. Weitere Möglichkeiten sind die einfache, aber manchmal ungenaue Messung durch Luftstoß (Non-contact-Tonometrie) sowie die Tonometrie nach Schiötz.
Da der Augendruck innerhalb eines Tages schwanken kann, ist es oft sinnvoll, die Messung mehrmals am Tag zu wiederholen (Tagesdruckprofil). So kann auch die Behandlung mit Augentropfen besser eingestellt werden.
Hierzu muss der Augenhintergrund betrachtet werden. Dazu muss eine Pupillenerweiterung durch die Gabe bestimmter Augentropfen vorgenommen werden. Beim Winkelblockglaukom ist dies jedoch gefährlich, weil die Regenbogenhaut den Kammerwinkel noch weiter verlegt. Unter Vergrößerung wird der Sehnervenkopf beurteilt. Besonders wird darauf geachtet, ob eine Aushöhlung vorhanden ist und wie stark diese ist, da dies eng mit dem Glaukomschaden zusammenhängt.
Mit einem Gesichtsfeld wird untersucht, ob sich bereits Ausfälle zeigen. Meist können durch den Augenarzt typische Gesichtsfeldveränderungen festgestellt werden.
An der Spaltlampe wird auf die Hornhaut des Auges eine Speziallupe (Kontaktglas) unter örtlicher Betäubung aufgesetzt. Nur durch Betrachtung mit dem Kontaktglas kann der Kammerwinkel eingesehen werden.
Bei dieser Untersuchung wird mit einem Lasergerät der Sehnervenkopf räumlich vermessen. Die Papillentomographie eignet sich beim Glaukom gut zur Verlaufskontrolle.
Hierbei wird ebenfalls mit dem Laser der Sehnervenkopf vermessen, allerdings durch Erstellung eines Schnittbildes.
In der Nähe des Sehnervenkopfes wird die Dicke der Nervenfaserschicht beurteilt, weil die Nervenfasern bei einem Glaukom nach und nach zugrunde gehen.
Dies ist eine Untersuchung der elektrischen Aktivität der Netzhaut. Diese kann sich bereits in einem sehr frühen Glaukomstadium verändern.
Für diese Untersuchung gibt es mehrere Methoden.
Das Glaukom kann durch Medikamente (meist Augentropfen) und durch chirurgische Maßnahmen (Operationen und Lasereingriffe) therapiert werden. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt von Art und Schwere des Glaukoms ab.
Es gibt einige Substanzgruppen von Medikamenten, mit denen der Augendruck gesenkt werden kann. Welches Medikament oder welche Kombination eingesetzt wird, hängt auch von weiteren Gegebenheiten ab. Grundsätzlich wird versucht, das Arzneimittel mit der schwächsten Wirkung, das den Augendruck noch erfolgreich absenkt, anzuwenden. Bei einem sekundären Glaukom werden prinzipiell die gleichen Medikamente wie bei einem primären Glaukom eingesetzt, allerdings muss auch die ursächliche Krankheit entsprechend behandelt werden.
Folgende Augentropfen werden bei einem Offenwinkelglaukom häufig angewendet:
Beta-Blocker vermindern die Bildung des Kammerwassers im Auge und führen somit zu einer Drucksenkung im Auge. Sie werden oft als Erstmedikament beim Glaukom eingesetzt. Beta-Blocker dürfen bei einigen Patienten (z. B. bei Herzerkrankungen und Asthma) nicht angewendet werden.
Miotika stellen die Pupille eng und üben einen Zug auf das Trabekelwerk aus, so dass das Kammerwasser besser abfließen kann. Es ist allerdings nicht immer erwünscht, die Pupille zu verengen, da die Nachtsicht und das Gesichtsfeld eingeschränkt werden.
Sympathomimetika senken die Produktion von Kammerwasser und verbessern gleichzeitig den Abfluss, ohne die Pupille zu verengen.
Prostaglandine fördern über einen anderen Mechanismus den Kammerwasserabfluss und werden oft als Zusatzaugentropfen eingesetzt.
Augentropfen und andere Medikamente, die bei einem Glaukomanfall (Winkelblockglaukom) eingesetzt werden, sind:
Durch die Verengung der Pupille wird die Regenbogenhaut aus dem Kammerwinkel, den sie verlegt, herausgezogen.
Carboanhydrase-Hemmer führen zu einer starken Verminderung der Kammerwasserproduktion durch Hemmung eines Enzyms (Carboanhydrase).
Durch Osmotika wird den Augenkammern regelrecht das Wasser entzogen, so dass der Augendruck gesenkt wird.
Eine Glaukom-Operation sollte erfolgen, wenn der Augendruck durch Medikamente nicht ausreichend abgesenkt werden kann. Nach einem Winkelblockglaukom (Glaukomanfall) erfolgt in jedem Falle ein Eingriff. Je nach dem Befund können bei einem Glaukom folgende Operationen durchgeführt werden:
Bei der ALT wird über ein Kontaktglas eine Laserbehandlung des Trabekelwerks im Kammerwinkel durchgeführt. Das Gewebe zieht sich an den jeweiligen Stellen zusammen, und die Öffnungen vergrößern sich.
Bei den Filtrations-Operationen wird ein Stück der Lederhaut sowie der Regenbogenhaut entfernt, um einen künstlichen Abflussweg für das Kammerwasser zu schaffen. Zu diesen Eingriffen gehören die Goniotrepanation, die Trabekulektomie und die Ventil-Operationen.
Mit dem Laser (Iridotomie) oder mit dem Skalpell (Iridektomie) wird eine Lücke in der Regenbogenhaut geschaffen. Dadurch kann bei einem Glaukomanfall das Kammerwasser wieder von der Hinterkammer in die Vorderkammer fließen. Die Regenbogenhaut flacht ab, und der Kammerwinkel ist wieder frei.
Bei einem kindlichen Glaukom wird die nicht zurückgebildete Membran am Trabekelwerk im Kammerwinkel aufgetrennt. Die Methoden werden Trabekulotomie und Goniotomie genannt.
Bei der Zyklodestruktion wird ein Teil des Ziliarkörpers, der das Kammerwasser produziert, zerstört. Dies kann durch Laser (Zyklophotokoagulation) oder Vereisung (Zyklokryokoagulation) erfolgen. Diese Eingriffe werden durchgeführt, wenn andere Methoden keinen ausreichenden Erfolg bringen.
Unter manchen Umständen kann eine Viskokanalostomie mit tiefer Sklerotomie durchgeführt werden, eine Operation, bei der der Abflusskanal erweitert und die Lederhaut verdünnt wird. Eine Operation beim Glaukom, die heute nur noch sehr selten erfolgt, ist die Zyklodialyse.
Da der Grüne Star eine besonders heimtückische Erkrankung ist, hat eine angemessene Vorsorge eine große Bedeutung, um Schäden zu verhindern. Zu den Vorsorgeuntersuchungen sollten alle Menschen gehen, bei denen ein erhöhtes Risiko für ein Glaukom besteht. Dies betrifft Personen ab 40 Jahren, bei Verwandten mit Glaukomerkrankung, bei Kurzsichtigkeit, niedrigem Blutdruck oder Diabetes mellitus. Ebenso sollte bei längerer Anwendung von Cortison auf den Augendruck geachtet werden.
Auch bei bereits diagnostiziertem und behandeltem Glaukom ist immer wieder eine Kontrolluntersuchung notwendig, um eine Befundverschlechterung oder ein Wiederauftreten rechtzeitig zu erkennen.
Letzte Aktualisierung am 10.12.2018.