Die Konjunktivitis ist eine Augenerkrankung, bei der die Bindehaut auf einen Entzündungsreiz oder einer Irritation, mit vermehrter Blutfülle (rote Augen) und Ausscheidung von Eiweißstoffen und weißen Blutkörperchen aus den Gefäßen reagiert. Die Reize können zum einen aus der Umwelt kommen, aber auch Reize aus der Lederhaut, Hornhaut, Regenbogenhaut und den Lidern können zu einer Bindehautentzündung führen. Neben der Rötung des Auges können gleichzeitig Brennen, Jucken oder ein Fremdkörpergefühl im Auge auftreten.
Die Bindehaut befindet sich auf der Innenseite der Augenlider und dem anliegenden Augapfel. Sie besteht aus Schleimhaut und ist durchsichtig. Zudem produziert die Bindehaut einen Schleim, der dem Tränenfilm eine Haftung auf der Oberfläche gewährleistet. Sie ermöglicht zum einen reibungsarme Bewegungen, zum anderen spielt sie eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr des Auges.
Die Bindehautentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Auges. Besonders Kinder sind häufig von einer Konjunktivitis betroffen. Da die Erkrankung durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann, richtet sich die Therapie auch nach dem jeweiligen Auslöser.
Wir unterscheiden in erster Linie zwischen infektiösen und nicht infektiösen Bindehautentzündungen.
Sie können durch unterschiedliche Reize wie Staub, Rauch, Chlor, Kälte, trockene Augen und UV-Strahlung hervorgerufen werden, oder als Begleitsymptom einer Allergie (Heuschnupfen) mit auftreten (Überempfindlichkeitsreaktion).
Die Bindehautentzündung kann auch in Verbindung mit einer anderen Krankheit entstehen, z.B. bei der Schuppenflechte (Psoriasis). Auch bei Säuglingen, kann aufgrund der verspäteten Entwicklung der Tränenkanäle, eine Bindehautentzündung hervorgerufen werden. Denn das Auge des Säuglings ist sehr feucht und kann somit bakterielle Infektionen fördern.
Die infektiöse Konjunktivitis wird durch Bakterien (z.B. Staphylokokken oder Streptokokken) oder Viren (z.B. Adenoviren, Grippeviren) hervorgerufen, wobei virale Entzündungen stark ansteckend sein können. Bakterielle Infektionen dagegen kommen oft bei Kindern vor. Besonders Neugeborene können sich unter der Geburt mit Gonokokken infizieren.
Weitere Ursachen können sein:
Man kann die Konjunktivitis auch folgendermaßen unterteilen:
Akute Bindehautentzündungen durch Bakterien oder Pilze treten heute relativ selten auf, da sie durch Breitband-Antibiotika gut behandelbar sind. Dagegen ist bei einer chronisch verlaufenden Infektion mit Chlamydien (sehr kleine und sich in lebenden Zellen vermehrende Bakterien), die nicht nur die Bindehaut sondern alle Schleimhäute betreffen eine Mitbehandlung des Partners, zu dem man intime Kontakte pflegt, erforderlich. Erst so kann die Infektionskette unterbrochen werden. Die Therapie wird über mindestens 3 Wochen durchgeführt, denn nur so kann die chronische Bindehautentzündung abheilen. Bei unzureichender Therapie drohen Dauerschäden der Hornhaut und der Innenseite des Oberlids.
Virale Bindehautentzündungen treten oft in Verbindung mit "grippalen Infekten" und gleichzeitiger Reizung benachbarter Schleimhäute auf (z.B. bei Schnupfen, Husten). Einige Erreger, z.B. die Adenoviren sind besonders gefährlich, da sie sehr stark ansteckend sind und neben der Bindehaut auch die Hornhaut befallen können.
Manche Erreger-Typen sind sogar in der Lage eine epidemische Konjunktivitis auszulösen. Charakteristischerweise betreffen sie den in Nasennähe liegenden Teil der Bindehaut am stärksten und weisen ein samtig-dunkelrotes Aussehen auf. Bindehautentzündungen sind sehr unangenehm und stark juckend. Viele Patienten wischen und reiben sich ihre Augen und geben so die Virusinfektion an Familienmitglieder und andere Kontaktpersonen weiter. Da hier eine große Ansteckungsgefahr besteht, sollten diese Patienten auf sorgfältige Hygiene achten, denn jeder körperliche Kontakt und die gemeinsame Nutzung von Handtüchern etc. stellen für den Gesunden eine erhöhte Infektionsgefahr dar.
Zu den häufigsten Formen der allergischen Bindehautentzündung zählen Heuschnupfen-Konjunktivitis, Frühjahrs-Konjunktivitis und die Konjunktivitis bei endogenen Hautexzemen ( dass heißt durch innere Einflüsse verursacht).
Es handelt sich um langwierige (chronische) Entzündungen, die mit Disziplin und Konsequenz befriedigend zu behandeln sind.
Sie wird durch Umwelteinflüsse wie z.B. Rauch, Staub, Zugluft ausgelöst. Besonders Autofahrer leiden oft unter Bindehautreizungen. Aber auch Störungen des Tränenfilms können zu Reizungen führen. Der Tränenfilm schützt die Augapfeloberfläche und damit auch die Bindehaut vor Umweltreizen.
Es gibt bestimmte Behandlungen bei der sich eine Bindehautentzündung nicht vermeiden lässt. So ist bei manchen Patienten z.B. die Entwicklung einer allergischen Reaktion (Kontaktallergie) unvermeidbar. In erster Linie führt das mit den Tränen auf die Lidhaut gelagerte Allergen, zu einem begleitenden Kontaktekzem der Lider. Es entsteht eine Konjunktivitis mit allergischem Charakter.
Daher sollten alle Augentropfen oder -salben, die einen Bestandteil enthalten, auf dem der Patient mit einer allergischen Reaktion antwortet, sofort abgesetzt werden.
Der Allergologe kann dann mit verschiedenen Testverfahren das verantwortliche Allergen ermitteln. Es wird ein Allergie-Paß ausgestellt, den der Patient immer seinem Augenarzt vorlegen muss. Anhand der Befunde wird der Augenarzt nun dem Patienten ein verträgliches Medikament verschreiben.
Eine "normale" (physiologische) Bindehautentzündung, kommt typischerweise bei Kindern und jungen Leuten vor. Im Laufe des Lebens kommt die Bindehaut mit verschiedenen Erregern und Reizstoffen in Kontakt, ohne dass sie jedes Mal im eigentlichen Sinne erkrankt. Der erste Kontakt führt meistens zu einer leichten Reaktion in Form von Bildung kleiner Lymphfollikel, dies ist ein Zeichen dafür, dass die eigene Körperabwehr gegen diese Reize mobilisiert wurde. Es gibt Menschen die auf diese Reize mit vermehrter Bildung von Lymphfollikel reagieren, als der Durchschnitt. Daher sind solche noch normalen "follikulären Bindehautentzündungen" bei Kindern und jungen Erwachsenen, immer von Bindehautentzündungen mit Krankheitswert zu unterscheiden. Bei dieser Form der Konjunktivitis wird der Augenarzt nach Möglichkeit keine Medikamente verordnen, sondern lediglich den Verlauf kontrollieren.
Einige Patienten mit Brechungs- oder Stellungsfehlern der Augen, versuchen über einen längeren Zeitraum diesen Defizit zu kompensieren. Auf Dauer bereitet dies dem Patienten Schmerzen. Es kommt unwillkürlich zu einem Reiben und Wischen der Augen, die eine Entzündung in Gang setzen. Es ist daher durchaus möglich, dass Patienten, die wegen einer hartnäckigen Lid- und Bindehautentzündung zum Augenarzt gehen, kein Medikament erhalten, sondern eine Brille verordnet bekommen.
Das rote Auge ist das typische Zeichen einer Bindehautentzündung.
Zudem können folgende Symptome auftreten:
Je nach Ursache der Bindehautentzündung können unterschiedliche Symptome auftreten. Auch ist das Rote Auge zwar das Hauptmerkmal, kann aber Warnzeichen vieler anderer Augenerkrankungen sein.
Wenn Sie den Verdacht einer Bindehautentzündung haben, sollten Sie umgehend zum Augenarzt gehen. Für die richtige Wahl der Therapie, muss zunächst die Ursache der Bindehautentzündung festgestellt werden, da die Entzündung nur so effektiv behandelt werden kann. Es ist nicht immer einfach eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Zunächst untersucht der Arzt das Auge. Anhand der Art der Rötung kann er erkennen, ob lediglich die Bindehaut betroffen ist, oder auch andere Augenstrukturen wie z.B. die Regenbogenhaut mit entzündet sind. Bei bakteriellen Infektionen ist immer ein Bindehautabstrich notwendig, um den Erreger festzustellen. Es ist auch oft schwierig zwischen einer viralen und einer bakteriellen Konjunktivitis zu unterscheiden.
Es gibt eine Reihe von Erkrankungen die den Symptomen und dem Bild einer Bindehautentzündung sehr ähnlich sind. Man sollte daher im Hinterkopf auch immer an folgende Krankheiten denken:
Folgende Warnzeichen sollten von den Betroffenen immer ernst genommen werden, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine ernsthafte Augenerkrankung signalisieren. Zu diesen Zeichen zählen eine deutliche Sehverschlechterung, Augenschmerzen die tiefer liegen, einseitige Pupillen-Veränderungen, sowie sektorförmige Rötungen der Bindehaut. Jedes Einzelne dieser Symptome sollte als Alarmsignal wahrgenommen werden. Die Patienten müssen hier sofort einen Augenarzt aufsuchen.
Je nachdem welche Ursache vorliegt, sieht die Therapie der Bindehautentzündung auch dementsprechend unterschiedlich aus.
Sie sind durch Breitband-Antibiotika gut behandelbar (meist antibiotikahaltige Augentropfen). Je nachdem welcher Erreger vorliegt, kann die Behandlung mehrere Wochen dauern und kostet den Patienten viel Geduld.
Unkompliziert verlaufende Bindehautentzündungen, die oft in Verbindung mit Erkältungen auftreten, sollte man nicht medikamentös therapieren, da es hier keine effektive Behandlung gibt. Dagegen wird bei Herpes- oder Varicella-Zoster-Viren das Aciclovir verabreicht.
Besteht der Verdacht auf eine Epidemie, so werden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Der Patient wird sofort von den anderen Patienten abgesondert und vom Augenarzt möglichst schnell untersucht. Dabei beschränkt sich der Augenarzt lediglich darauf, die störenden Symptome wie Juckreiz, Brennen u.s.w., zu hemmen. Denn bislang gibt es keine spezifische Therapie gegen Adenoviren. Trotzdem sollte immer ein Augenarzt, bei Verdacht auf eine infektiöse Bindehautentzündung, aufgesucht werden, da hinter der Konjunktivitis auch andere Erkrankungen wie z.B. eine schwere Herpesentzündung der Hornhaut (Keratitis dendritica) versteckt sein können. In diesen Fällen ist eine Selbstbehandlung oder die Nutzung von kortisonhaltigen Augenmedikamenten für das Auge besonders gefährlich.
Mit speziellen antiallergischen Augentropfen lassen sich hier gute Erfolge erzielen.
Der Augenarzt versucht die chronischen Bindehautentzündungen mit einem Minimum an wirksamer Therapie zu behandeln, damit sollen unerwünschte Nebenwirkungen gering gehalten werden. Wichtig ist, dass der Patient hier versteht, dass es sich bei dieser Erkrankungsgruppe um sogenannte konstitutionelle Leiden handelt, die zwar therapeutisch wirksam gemildert werden können, aber nicht vollständig ausheilen. Es handelt sich nämlich um eine genetische Veranlagung, die vererbt wird und unveränderlich ist.
Werden die Medikamente, die eine Konjunktivitis verursacht haben, abgesetzt, so bildet sich die Entzündung auch wieder zurück. Der Arzt versucht hier alternative Präparate einzusetzen.
Hier ist auch besonders auf rezeptfrei angebotene Konjunktivitismittel (Vasoconstrictiva) zu achten. Denn ein langer Gebrauch dieser gefäßverengenden Augentropfen, kann wiederum eine Konjunktivitis hervorrufen. Diese Präparate sind zwar bei kurzfristiger Anwendung meistens harmlos, aber bei Benutzung über längere Zeit, kommt es nach Abklingen der gefäßverengenden Wirkung zu einer immer stärker werdenden reaktiven Durchblutungsfülle der Bindehautgefäße. Dass heißt die Patienten haben stark gerötete Augen, die sie wiederum dazu verleiten die Tropen häufiger zu gebrauchen. So geraten sie in einen Teufelskreis, die sie nur durch Weglassen aller gefäßverengender Mittel brechen können. Es dauert mehrere Wochen bis die starke Rötung der Bindehäute nachlassen, da sich die Gefäße an den Entzug der Vasoconstrictiva zunächst gewöhnen müssen.
Der Arzt verordnet hier keine Medikamente, beobachtet lediglich den Verlauf der Erkrankung.
Eine unkomplizierte bakterielle Bindehautentzündungen lässt sich in der Regel gut behandeln, die Symptome verschwinden nach zwei bis drei Tagen unter einer Therapie. Dagegen dauert der Heilungsprozess bei unkomplizierten viralen Entzündungen etwas länger.
Liegt eine Infektion mit einem Herpesvirus vor, so kann die Bindehautentzündung in unregelmäßigen Abständen immer wieder ausbrechen, auch trotz einer erfolgreichen Behandlung.
Es kann auch passieren, dass virale und bakterielle Infektionen gleichzeitig auftreten, man spricht hier dann von einer Superinfektion. Die Entzündung breitet sich meistens aus und kann das Sehvermögen beeinträchtigen.
Der richtige Umgang mit Augenpräparaten:
Bedenken Sie immer das ohne vorherige augenärztliche Diagnose, jede Behandlung am Auge Schaden anrichten kann!
aktualisiert am 13.12.2023