Eine
Augenverätzung ist ein akuter
Notfall, der einer
sofortigen Behandlung bereits durch anwesende Personen am Unfallort bedarf. Das Auge muss unverzüglich
gespült werden. Augenverätzungen können zu schweren Schäden bis hin zur Erblindung oder dem Verlust des Auges führen. Die Verätzung kann durch unterschiedliche Substanzen (z. B. Säuren oder Laugen) verursacht sein.
Wodurch können Augenverätzungen verursacht werden?
Verätzungen können durch ganz verschiedene Stoffe ausgelöst werden, die ins Auge gelangen. Es werden Verätzungen durch Säure und durch Lauge unterschieden.
Säureverätzungen können z. B. durch Flüssigkeiten aus Autobatterien, Säuren in Beruf und Haushalt oder auch durch manche pflanzliche Flüssigkeiten (Saft des Wolfsmilchkrautes) entstehen.
Laugenverätzungen können beispielsweise durch Kalk, Putzmittel und ähnliche chemische Reinigungsmittel verursacht sein. Des Weiteren können Klebstoffe eine Verätzung verursachen. Oft kommt es bei der Arbeit im Umgang mit schädlichen Substanzen zu Verätzungen, aber auch in der Freizeit können Augenverätzungen vorkommen.
Welche Symptome treten akut bei einer Augenverätzung auf?
Durch die Verätzung verspürt der Betroffene starke
Schmerzen. An dem Auge tritt ein
Lidkrampf auf, und es
tränt. Es kann zu einer mehr oder weniger starken Herabsetzung der Sehschärfe kommen. Die Beschwerden sind abhängig von der in das Auge geratenen Substanz und von der Schwere der Verätzung.
Wie wird die Verätzung des Auges behandelt?
Äußerst wichtig ist die
sofortige Behandlung der Augenverätzung noch am Unfallort. Sie sollte durch Anwesende durchgeführt werden, ohne auf einen Arzt zu warten. Direkt nachdem klar geworden ist, dass es sich um eine Augenverätzung handelt, muss das
Auge gespült werden. Der Kopf des Betroffenen wird auf die Seite des verätzten Auges geneigt, damit die schädliche Substanz nicht noch in das zweite Auge fließen kann. Die Lider müssen für die Augenspülung gegen den Widerstand (Lidkrampf) offen gehalten werden. Zum Spülen genommen werden können alle neutralen Flüssigkeiten, die sich in der Umgebung finden. Ideal ist Wasser (Leitungswasser, Mineralwasser) oder, falls vorhanden, Pufferlösung im Spülbeutel oder am Arbeitsplatz eine spezielle Augendusche. Es können aber auch andere wässrige Flüssigkeiten, die sich an Ort und Stelle befinden, zum Spülen genommen werden, z. B. Limonade, Bier, lauwarmer oder kalter Kaffee oder Tee. Milch darf jedoch nicht verwendet werden, da die Verätzungsschäden im Auge vergrößert werden können. Falls sich Kalkteilchen auf dem Auge befinden, sollten sie entfernt werden, z. B. mit einem feuchten Wattestäbchen. Auf der Hornhaut (dem durchsichtigen Anteil der Augenvorderseite) sollte dies allerdings unterlassen werden.
Ein Notarzt sollte verständigt werden. Nach gründlicher Spülung muss der Patient
sofort in eine Augenklinik oder zumindest zu einem
Augenfacharzt gebracht werden. Auf dem Weg sollte weiterhin gespült werden. Beim Augenarzt wird ebenfalls gespült, wozu medizinische Lösungen verwendet werden. Der Arzt untersucht die Augen und stellt das Ausmaß der Schäden anhand bestimmter Merkmale fest. In diesem Zuge werden auch noch eventuell vorhandene Kalkspritzer herausgeholt.
Als Akuttherapie werden in kurzen Zeitabständen Augentropfen gegeben. Verabreicht werden vor allem Vitamin-C-Tropfen, Antibiotika und Cortison. Bei schweren Verätzungen werden auch Augentropfen zur Weitstellung der Pupille gegeben. Vitamin und Cortison werden oft zusätzlich als Tabletten oder Infusion verabreicht. Die Spülungen werden in bestimmten Zeitabständen wiederholt. Wie intensiv die Therapie weitergeführt wird, richtet sich nach der jeweiligen ätzenden Substanz und den Schäden am Auge.
Welche Schäden können durch Verätzungen am Auge entstehen?
Je nach der Schwere der Verätzung und der Art und Menge an Substanz kann es zu gar keinen Schäden über leichte bis starke Veränderungen bis hin zu schwersten Auswirkungen mit möglicher Erblindung kommen. Prinzipiell lässt sich sagen, dass Laugenverätzungen schwerer als Säureverätzungen sind, weil sie weiter in die Tiefe des Auges eindringen können.
Bei leichten Verätzungen zeigen sich keine oder nur kleine oberflächliche Schäden an der Hornhaut. Die Durchblutung an der Bindehaut ist intakt, und Folgeschäden sind nicht zu erwarten.
Mittelschwere bis schwere Verätzungen verursachen eine größere Hornhautabschürfung, die Hornhaut kann getrübt sein. Es kann zur Minderdurchblutung von Anteilen der Bindehaut kommen. Eventuell bleibt die Hornhaut dauerhaft getrübt, und Gefäße können über die Hornhaut wachsen. Manchmal verklebt auch die Bindehaut von Lid und Augapfel miteinander (Symblepharon).
Eine äußerst schwere (schwerste) Verätzung führt zum vollständigen Verlust der Oberflächenschicht der Hornhaut und der Bindehaut am Hornhautrand. Es findet sich keine Durchblutung mehr, die Hornhaut ist stark getrübt. Bindehautverklebungen bilden sich (Symblepharon). Vor allem bei Laugenverätzungen kommt es auch zu Schäden im Inneren des Auges (Linse, Regenbogenhaut, Augendruckerhöhung). Es kann zur Blindheit kommen.
Verschiedene Eingriffe können längerfristig bei solchen Schäden durchgeführt werden. Sinnvoll kann beispielsweise eine Hornhauttransplantation sein, bei der die getrübte Hornhaut durch eine klare Spenderhornhaut ersetzt wird. Auch das Einbringen von anderem Gewebe (Stammzellen, Schleimhaut) kann sinnvoll sein.