Mit fortschreitendem Alter kommt der Graue Star: Ist bei den über 60-jährigen jeder zweite betroffen, so leiden bei den über 70-jährigen bereits nahezu 90 Prozent unter der zunehmenden Trübung beider Augenlinsen. Wird diese nicht behandelt, so kann es zu zunehmendem Sehverlust bis hin zur Erblindung kommen. Der Experte spricht in diesen Fällen von einer Alterskatarakt. Dennoch ist der Graue Star keineswegs eine reine Alterserscheinung, wie oft vermutet wird: „Prinzipiell kann eine solche Linsentrübung in jedem Alter auftreten“, erläutert Dr. Christoph Eckert, Gründer und ärztlicher Leiter von derzeit 24 Augenzentren in Baden-Württemberg und Bayern.
Unser Experte: Dr. Christoph Eckert, ärztlicher Leiter von 24 Augenzentren in Baden-Württemberg und Bayern. (Foto: Augenzentrum Eckert)
In manchen Fällen sind bereits Kleinkinder vom Grauen Star betroffen. „Bei ihnen ist der Katarakt meist angeboren oder er entwickelt sich in den ersten Lebensjahren“, so der Augenmediziner. Neben einer genetischen Veranlagung scheinen Stoffwechselerkrankungen oder Virusinfektionen die Entstehung zu begünstigen. Bei der Behandlung der jungen Patienten sind Operateur und Methode besonders gefordert. Denn: „Das Ergebnis der Operation ist maßgeblich für die spätere Sehkraft des Kindes“, betont Dr. Eckert. Wichtig sind eine frühzeitige Diagnose und ein baldiger Eingriff. Denn anderenfalls kann es durch die Trübung zu einer sogenannten Amblyopie kommen, einer lebenslangen Schwachsichtigkeit. „Diese lässt sich höchstens bis zur Pubertät korrigieren“, so der Experte.
Bei Erwachsenen gibt es kein Zeitlimit. Denn: In der Regel ist die Operation des grauen Stars kein Notfall. „Jeder Patient hat genügend Zeit, sich in aller Ruhe über die Linsen und OP-Techniken (wie z.B. Laser) zu informieren“, betont Dr. Eckert. „Doch grundsätzlich sollte man die OP auch hier nicht zu lange aufschieben. „Je länger man wartet, desto mehr Laserenergie erfordert die Entfernung der trüben Linse. Das macht den Eingriff schwieriger und erhöht die Komplikationsrate.“
Im Grunde genommen handelt es sich beim Grauen Star um keine Erkrankung, sondern um die zunehmende Verhärtung und Trübung beider Augenlinsen, betonen Spezialisten. In Folge davon nimmt die Sehkraft erheblich ab, die Blendempfindlichkeit hingegen merklich zu (was Betroffene vielfach beim nächtlichen Autofahren auf nasser Fahrbahn zu spüren bekommen). Eine reduzierte Kontrastwahrnehmung und eine nachlassende Farbintensität sind weitere typische Anzeichen. Das Problem dabei: „Oftmals bemerken die Betroffenen nichts von diesen Beeinträchtigungen, da sich das Gehirn schnell daran gewöhnt“, berichtet Dr. Eckert.
Wissenschaftlich noch nicht ganz klar sind die Entstehungsursachen. Neben dem Alterungsprozess scheinen Faktoren wie Stoffwechselstörungen, Diabetes oder Medikamente (wie etwa Cortison) oder auch Drogen zu einer Eintrübung der Linse und damit zum Grauen Star führen zu können, sagen Experten. Vielfach beschleunigen Durchblutungsstörungen oder Gefäßerkrankungen die Entwicklung einer Cataract, so der medizinische Fachbegriff. Präventivmaßnahmen greifen nur bedingt: „Neuere Studien belegen, dass neben dem Erbgut auch Lebensstil und Ernährung bei der Entstehung eine Rolle spielen“, weiß Dr. Eckert. Um die Augenlinse zu schützen, empfehlen Augenmediziner generell viel frische Kost mit reichlich Vitamin C.
Während Menschen in früheren Zeiten häufig am Grauen Star erblindeten, sind die Heilungschancen heute dank moderner OP-Methoden ausgezeichnet. Bei dem Routine-Eingriff werden alleine hierzulande jedes Jahr über eine Million Mal trübe Linsen durch künstliche ersetzt – schnell, sicher und präzise. In der Regel dauern die ambulant durchgeführten Eingriffe nur wenige Minuten. Die Ergebnisse sprechen für sich: „Bei 99,9 Prozent der Patienten wird durch die OP die gewünschte Refraktion, also die optimale Brechkraft der Linse erreicht“, betont Dr. Eckert. Dadurch ist das Auge wieder in der Lage, Bilder scharf und klar zu erkennen. Wird die gewünschte Dioptrienzahl nicht erreicht, so kann diese leichte Fehlsichtigkeit durch eine Laserung der Hornhaut postoperativ korrigiert werden.
Jedes Jahr werden in Deutschland über eine Million Mal trübe Linsen durch künstliche ersetzt – besonders schnell, schonend und präzise per Laser. (Foto: Ziemer Ophthalmology (Deutschland) GmbH)
Grundsätzlich hat der Patient die Wahl unter zwei verschiedenen Behandlungsverfahren: „Bei der Operation per Skalpell werden winzige Einschnitte am Rande der Hornhaut vorgenommen. Anschließend wird ein Spezialinstrument ins Auge geführt und die verhärtete und getrübte Linse per Ultraschall in kleinste Partikel zerlegt. Danach wird diese Flüssigkeit abgesaugt und eine Kunstlinse, die sich im Augeninneren entfaltet, implantiert.
Parallel dazu hat sich die Laserbehandlung als besonders schonende, schnelle und präzise Alternative etabliert. „Statt des Skalpells sorgt hier der Laser für einen Zugang zur natürlichen Augenlinse und zerkleinert diese schonend und kontrolliert“, versichert Dr. Eckert. Danach lässt sie sich leicht aus dem Auge entfernen bzw. durch eine faltbare Kunstlinse ersetzen. Diese lässt sich per Laser noch exakter ausrichten.
Neben Blutungen und Entzündungen kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Kapselriss bzw. einer Netzhautablösung kommen. Möglich sind kurzzeitig Beschwerden wie ein Juckreiz, Rötungen oder ein vermehrter Tränenfluss. Etwas häufiger ist der sogenannte Nachstar. So bezeichnet der Augenarzt eine Eintrübung der Linsenhinterkapsel nach der OP. „Kleine Zellen, die bei dem Eingriff übrig geblieben sind, vermehren sich und können die neue Kunstlinse wieder etwas eintrüben“, erklärt Dr. Eckert. Durch eine schmerzfreie und nur wenige Minuten dauernde Politur per Laser lässt sich dieser Nachstar jedoch entfernen.
Nach der OP muss der Patient über mehrere Wochen entzündungs-hemmende Augentropfen nehmen. Durch die neuen OP-Techniken darf sich der Patient heute schon wenige Tage nach dem Eingriff wieder voll belasten. Auch schwimmen, bücken, schwer heben und Fitnesstraining sind kein Problem mehr. Wichtig sind allerdings regelmäßige Kontrolluntersuchungen danach.
Die neue Linse hält ein Leben lang und muss nie wieder ausgewechselt werden. Der Experte unterscheidet dabei zwischen Standard- und Premiumlinsen wie beispielsweise den Mulitifokallinsen. Diese können Kurz- und Weitsichtigkeit gleichermaßen ausgleichen und sichern eine noch bessere Sehqualität bis ins hohe Alter. Empfehlenswert sind Linsen mit einem UV-Filter. Denn sie schützen besonders gut das Sehzentrum, die Makula.
Erstattet werden von den gesetzlichen Kassen nur die Kosten für die Standard-OP per Skalpell sowie Standardlinsen. Wünscht der Patient ein Laser-Verfahren, so kommen etwa 1500 Euro hinzu. Bei Premiumlinsen liegt der Anteil für Kassenpatienten bei etwa 500 bis 600 Euro. Kassenpatienten haben folglich die Möglichkeit, die Operation für sie komplett kostenfrei durchführen zu lassen oder die moderne Technik mit Zuzahlung zu wählen. Bei den allermeisten privaten Kassen wird sowohl die Premiumlinse als auch die Behandlung mit dem Laser übernommen.
Die Erklärung liegt in der Vergangenheit: Erkrankten Menschen in früheren Zeiten daran, so erblindeten sie und hatten oft einen starren Blick. Zudem nahm die Pupille im fortgeschrittenen Stadium eine graue Färbung an - daher der Name.
Letzte Aktualisierung am 09.12.2018.