Die wenigsten Menschen zwischen 40 und 50 kommen noch ohne Sehhilfe zurecht - die „Alterssichtigkeit“ setzt in dieser Phase ein. Statt Brille oder Kontaktlinsen entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Linsenimplantation, um die Defizite auszugleichen. Dr. Amir-M. Parasta, Ärztlicher Leiter des „augenzentrums“ in München, steht zu diesem Thema Rede und Antwort.
Was ist Alterssichtigkeit, wie zeigt sie sich und was lässt sich dagegen tun?
Dr. Parasta: Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit trifft viele Menschen. Durch einen natürlichen Prozess verliert die Augenlinse mit den Jahren an Elastizität. Als Folge wird beispielsweise normales Lesen von SMS oder Zeitungstexten zunehmend schwieriger bis unmöglich - Betroffene halten Zeitung oder Handy meist mit ausgestrecktem Arm von sich oder sind auf eine Sehhilfe angewiesen. Der Grund: Die Augenlinse kann sich wechselnden Entfernungen nicht mehr so elastisch anpassen wie früher.
Werden Brille oder Kontaktlinsen nicht vertragen oder als störend empfunden, so ist die Implantation moderner Multifokallinsen eine dauerhafte Lösung. Diese sind auch eine gute Wahl für Menschen, die mit Gleitsichtbrillen nicht glücklich sind und damit nicht klar kommen. Scharfes Sehen kann damit dauerhaft wieder hergestellt werden - sowohl in der Ferne als auch in der Nähe.
Gibt es unterschiedliche Methoden der Linsenimplantation?
Dr. Parasta: Ja, unterschieden wird zwischen zwei Varianten: zwischen der „phaken Linsenimplantation“ und dem “refraktiven Linsenaustausch”. Doch bei Alterssichtigkeit oder Grauem Star kommt nur der Linsenaustausch in Frage.
Was ist der Unterschied beider Methoden?
Dr. Parasta: Die phake Linsenimplantation wird vor allem für jüngere Menschen mit Fehlsichtigkeit empfohlen. In diesem Fall wird eine hauchdünne Linse über der natürlichen Linse sehverstärkend eingesetzt. Hingegen wird beim “refraktiven Linsenaustausch” die natürliche Linse durch eine voll korrigierende Kunstlinse komplett ersetzt. Im Grunde genommen ist diese Methode identisch mit einer Grauen Star-Operation. Der Unterschied besteht darin, dass die Linse bereits vor der Eintrübung ersetzt und dabei korrigiert wird.
Wie funktioniert eine Multifokallinsenimplantation?
Dr. Parasta: Dabei wird die Augenlinse durch eine künstliche Linse ersetzt. Moderne Linsenimplantate decken einen großen Bereich von Nähe bis Ferne ab. Da Multifokallinsen blickrichtungsunabhängig funktionieren, sind diese oft verträglicher als eine Gleitsichtbrille. Eine weitere Veränderung oder Verschlechterung der Sehstärke ist nicht zu erwarten. Eine Kunstlinse kann sich beispielsweise nicht mehr durch altersbedingten Grauen Star eintrüben. Um gute Ergebnisse sicherzustellen, sollten Multifokallinsen nur von hierfür spezialisierten Zentren implantiert werden. Sehr wichtig ist dabei die Prüfung, ob die Augen für Multifokallinsen geeignet sind. Denn nicht bei jedem Auge ist das der Fall.
Wer ist für Multifokallinsen geeignet?
Dr. Parasta: Im Wesentlichen sind hier anatomische Begebenheiten des Auges zu beachten. So zum Beispiel die Pupillenweite, die Form der Hornhautverkrümmung oder die Zelldichte der Hornhaut (Endothelmessung). Nur wenn alles passt, wird die Multifokallinse ihre volle Leistung erbringen können.
Wie läuft der Eingriff bei einer Multifokallinsenimplantation ab?
Dr. Parasta: Der Zugang ins Augeninnere erfolgt über den äußeren Hornhautrand. Dieser Zugang verschließt sich nach dem Eingriff von selbst wieder. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man entfernt die alterssichtige Linse mittels klassischer Ultraschallmethode oder mit der modernen Nanolasertechnik. Wir arbeiten seit drei Jahren mit dem Nanolaser, weil er wesentlich schonender zum Auge ist und präziser einsetzbar. Er liefert ultrakurze Laserimpulse im Nanosekundenbereich, mit denen die ursprüngliche Linse verflüssigt wird. Durch den Schnitt wird sie abgesaugt und anschließend die entsprechende Multifokallinse an die richtige Stelle injiziert - dort entfaltet sie sich dann. Der eigentliche Eingriff - in dem die Linsenimplantation stattfindet - erfolgt mit Tropfanästhesie ohne Betäubungsspritze und im Dämmerschlaf. Er dauert weniger als 15 Minuten. Die meisten Patienten ‚verschlafen‘ sozusagen den Eingriff. Einschließlich aller Vor- und Nachbereitung ist man aber ca. eine Stunde im OP. Der wesentliche Vorteil dieser Methode: Der Nanolaser ist ein Kaltlaser und kann deshalb keine Hitzeschäden am Auge hinterlassen. Durch die Verwendung von Einmalsonden ist ein äußerst hoher hygienischer Standard gesichert.
Durch die Anwendung von Augentropfen während der nachfolgenden drei Wochen wird Infektionen oder Augendruckschwankungen vorgebeugt. Pro Auge fallen Behandlungskosten ab 2.400 Euro an. Die gesetzlichen Krankenkassen treten dabei nicht in Leistung. Eine Ausnahme gilt für die Diagnose von Grauem Star. Dann werden der Eingriff und das Einsetzen des einfachsten Linsentyps von der Kasse bezahlt. Bei den privaten Versicherungen ist die Erstattung abhängig vom gewählten Tarif und der Kulanzbereitschaft des Versicherers.
Was ist, wenn meine Alterssichtigkeit im Laufe der Jahre zunimmt?
Dr. Parasta: Mit dem Alter verändern sich Form und Flexibilität der Augenlinse und damit auch die Sehstärke. Dank der eingesetzten Multifokallinse hat der Alterungsprozess nur noch sehr wenig Einfluss auf die Sehstärke. Die Kunstlinse behält ja konstant ihre Sehstärke. Schwankungen sind daher äußerst selten.
Ich kann also bis ins hohe Alter gut sehen?
Dr. Parasta: Davon gehen wir aus. Dies bestätigen auch die Erfahrungen der 30-jährigen modernen Linsenchirurgie. Voraussetzung ist natürlich, dass die anderen Bereiche des Auges, wie z.B. Netzhaut oder Sehnerv, gesund bleiben. Um solche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen bzw. auszuschließen, ist bei uns eine gründliche Untersuchung vor jeder Implantation unverzichtbar - von der Hornhaut bis zur Netzhaut.
Und wie lange hält eine Multifokallinse?
Dr. Parasta: Die multifokalen Linsen sind auf eine ‚Haltbarkeit‘ von mindestens 90 Jahren ausgelegt. Sie bleiben somit lebenslang im Auge.
Wir bedanken uns für das informative und ausführliche Gespräch bei Dr. Parasta. Mehr Informationen erhalten sie unter:
Augenzentrum in München Haidhausen
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81675 München
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aktualisiert am 08.06.2017