Groß ist der Fortschritt, den die Augenheilkunde in den letzten Jahrzehnten mit Hilfe moderner Technik verzeichnen konnte. Doch eines ist bislang ein Traum geblieben: Blinden ihre Sehkraft zurückzugeben. Eine winzige Netzhautprothese kann diese Vision nun verwirklichen helfen.
Wie funktioniert das? Eine Kamera, die in einem Brillengestell verankert ist, erstellt Bilder der Umgebung. Diese Aufnahmen werden kabellos an einen Computerchip im Auge verschickt und dort in elektrische Impulse umgewandelt. Diese Stromimpulse werden auf eine Platine, die auf (oder unter) der Netzhaut implantiert ist, weitergeleitet. Sie bilden dort das Bild als Muster ab und reizen die Sehnerven unter der Retina. Diese Signale werden ans Gehirn weitergeleitet, wo sie in ein Bild umgewandelt werden.
Geeignet sind diese Retinaimplantate allerdings nur für Blinde, die sehend zur Welt gekommen sind. Also zum Beispiel Menschen, die unter einer erblich bedingten Retinitis pigmentosa leiden. Bei den Betroffenen verengt sich das Gesichtsfeld mit den Jahren immer mehr. Viele leiden bereits im jungen Erwachsenenalter unter einem sehr stark eingeschränkten Sehfeld, das schließlich in einer vollständigen Erblindung endet.
In Deutschland haben zwei Forscherteams aus Köln und Tübingen an der Entwicklung der Netzhautprothese gearbeitet. Derzeit tragen etwa 100 erblindete Patienten ein Retinaimplantat.
Das Wichtigste ist, den Patienten ein realistisches Ergebnis der Operation zu vermitteln. Nach dem Eingriff muss der Patient mithilfe von regelmäßigem Training das Sehen erst wieder erlernen. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis das Gehirn die elektrischen Signale in Bilder umwandeln kann. Trotz des Implantats bleibt die Sehkraft des Patienten weiterhin sehr eingeschränkt. Er kann Formen und Umrisse erkennen – eine Tatsache, die dem Blinden den Alltag erheblich erleichtern kann. Aber selbst mit einem Netzhautimplantat wird der Sehbehinderte nicht in der Lage sein, richtig zu sehen, geschweige denn zu lesen oder fernzusehen. Auch das Gesichtsfeld ist derzeit noch relativ eingeschränkt, sodass der Patient seinen Kopf hin- und herbewegen muss, um die Umgebung wahrzunehmen.
Aus den vorgenannten Gründen ist ein Netzhautimplantat bei der häufig vorkommenden altersabhängigen Makulageneration, kurz AMD, nicht sinnvoll. Diese Patienten verfügen meist noch über genug Sehkraft, um sich orientieren zu können. Die Auflösung der Implantate ist derzeit aber noch zu grob, um ein Scharfsehen zu ermöglichen. Die neue Technologie macht jedoch Hoffnung, sodass möglicherweise auch AMD-Patienten in nicht allzu ferner Zukunft wieder zu einer besseren Sehkraft verholfen werden kann.
aktualisiert am 09.12.2018