William Shakespeare legte die Augen als Spiegel der Seele fest, und zahlreich sind die Einflussfaktoren auf dieselben wie kaum in einem anderen Organ. Insbesondere die Ausscheidungsorgane Leber, Darm und Niere bedrohen die Augen, wenn Stoffwechselschlacken und –gifte überhandnehmen. Weithergeholt? Keineswegs, so dass ein nicht nur begleitender Ansatz auch die Entgiftung und Stärkung der Ausscheidungsorgane umfasst und nicht zuletzt eine gesunde Ernährung mit geringer glykämischer Last sowie die Berücksichtigung der üblichen Empfehlungen hinsichtlich Sport und frischer Luft. Auch seelische oder nervliche Anspannungen beeinflussen die Augen, was die Sehstärke täglich zwischen immerhin zwei Dioptrien schwanken lässt. Und nicht zu Letzt gibt es diese Aussage, dass Probleme mit den Augen darauf hinweisen, dass mit der persönlichen Sichtweise etwas nicht stimmt, der Betroffene etwas nicht sehen will, sich dem verschließt – ein weiterer, aber taffer Ansatz, der sich allerdings lohnt. Zum selben Ergebnis kommt auch der Volksmund: ein Dorn im Auge oder der Balken im eigenen …
Doch zurück zu den Heilpflanzen, die die Sehkraft verbessern, und zwar nur die Heilpflanzen, die auch unserem Lebensraum entstammen, denn das jeweilige Heilmittel findet der Mensch in seiner unmittelbaren Umgebung. Da wäre zunächst der Augentrost (Euphrasia officinalis), dessen Name schon alles besagt. Sein Anwendungsspektrum reicht von müden Augen bis Bindehautentzündung und Gerstenkorn. Angewendet werden Kompressen mit einer Abkochung des Krauts. Daneben bietet die Industrie hochwirksame homöopathische Produkte an.
Maria Treben schwört bei allen Augenproblemen insbesondere auf Schöllkraut, selbst bei Grauem Star und Netzhautablösung. Der giftig grüne bis orange Saft der frischen Pflanze wird bei geschlossenem Auge in Richtung Augenwinkel gerieben. Selbst einem Wolfshund gefiel die Anwendung, und Tiere wissen es meistens besser. Aber auch ihr Allroundmittel, der Schwedenbitter, ebenso angewendet, hat die gleiche Wirkung und soll eine gute Sehkraft bis ins hohe Alter bescheren. Schwedenbitter ist eine Komposition von 9 Kräutern plus Theriak, das sich wiederum aus 50 Kräutern zusammensetzt. Insbesondere zur Stärkung der Sehkraft empfiehlt sie den frischen Saft der Kalmuswurzel, angewendet wie oben. Kalmus ist ihr zufolge auch in allen Verdauungs- und Stoffwechselprozessen wirksam.
Hildegard von Bingen verwendet allgemein für die Augen Rose, Veilchen und Melisse, was sich wiederum mit gewissen spagyrischen Anwendungen deckt. Ein Rosenblatt morgens aufs Auge gelegt, soll das Triefen aus den Augen ziehen und sie klar machen; Melisse inklusive Wurzel über Nacht in eine sprudelnde Quelle gelegt, dann aufgewärmt und nachts aufs Auge gelegt, verwendet sie gegen weiße Hornhautflecken; Veilchenöl nutzt sie für müde und angestrengte (Monitor-) Augen. Für Augenschwäche empfiehlt Sie Pfefferkraut, das roh gegessen nicht nur den Augen hilft, sondern auch dem kranken Magen und bei Depression. Trüben Augen verordnet sie Ingwer, Knoblauch, Weinrebe oder Alant.
Wolf-Dieter Sporl rät bei Augenbeschwerden wie schwimmende Pünktchen und unklares Sehen zu Immergrün, das allerdings leicht giftig ist. Die genannten Symptome begleiten insbesondere - aber nicht nur - die Borreliose. Die Anwendungsweise verrät er leider nicht, doch wird die innerliche Einnahme vermutet, da er als Ethnobotaniker hier kaum Berührungsängste hat. Seine andere Empfehlung, die Stephaniawurzel, stammt aus dem asiatischen Raum, er setzt sie aber an anderer Stelle mit der heimischen Karde nahezu gleich.
Heilpflanzen sind nicht auf nur eine Wirkweise beschränkt, sondern meistens in mehreren Systemen tätig. Dies verleitet zum Gedanken, eine Heilpflanze wie die Rosskastanie auszuwählen, die nicht nur das Symptom, sondern auch die eingangs beschriebenen Ursachen angeht.
Letzte Aktualisierung am 09.12.2018.