Schielen bei Kindern wird oftmals als harmloser und niedlicher Schönheitsfehler abgetan. Doch die zahlreichen daraus resultierenden Sehstörungen zeigen auf, dass, je später eine Behandlung erfolgt, die Auswirkungen um so schlimmer ausfallen können.
Schielen Krankheit
" Dem Gehirn werden zwei voneinander stark abweichende Bilder durch das Schielen vermittelt, was das Hirn dazu veranlasst ein Auge regelrecht zu unterdrücken, und es auf Dauer sehschwach (amblyop) werden lässt. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen äußerst empfehlenswert", erklärt Holger Bull ( Augenklinik Groß Pankow).
Beim schielenden Kind können unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sein. Weitsichtigkeit kann eine dieser Ursachen hierfür sein: Damit ein schärferes Bild entstehen kann, wird eine Art Naheinstellung durch das Auge durchgeführt, wobei es sich nach innen bewegt. Eine richtige Koordination der Augenbewegungen findet im Gehirn nicht statt. Bis etwa zum zehnten Lebensjahr können sich die neuronalen Verschalungen verändern, danach ist der Prozess des Sehenlernes abgeschlossen. Eine Beeinflussung durch den Augenarzt kann hierbei zwar nicht stattfinden, allerdings können durch eine halbstündige Operation die Muskeln, welche für die Augenbewegungen zuständig sind, versetzt und damit eine Ausgleichung der Fehlsteuerung erreicht werden.
Etwa bei der Hälfte der kleinen Augenpatienten werden, die unter Vollnarkose ausgeführten Routineoperationen, mit guten Aussichten auf Erfolg abgeschlossen. Als Vorbehandlung werden die Weitsichtigkeit, sowie die Sehschwäche mit einer Brille und der Abdeckung durch ein Pflaster des starken Auges behandelt, wodurch das sehschwache Auge mehr gefordert wird.Die Operation selbst wird außerhalb des Augapfels gemacht, welche, laut Holger Bull, "ein geringes Risiko beinhaltet".
Von insgesamt sechs Muskeln, die sich am Auge befinden, werden nur drei bei einem Eingriff operativ korrigiert. Hierbei wird eine Lidsperre eingesetzt, die Bindehaut aufgeschnitten und der entsprechende Muskel verkürzt oder auch im Ansatz verändert. Ausschlaggebend ist hierbei die Schielrichtung. Der von der Lederhaut abgetrennte Muskel wird mit einem Selbstauflösenden Faden an einer anderen Stelle wieder festgenäht.
Die anschließende Behandlung umfasst eine Lesepause von drei Tagen, ein Schwimmverbot von 14 Tagen, bis zu vier Wochen die Gabe von Augentropfen, sowie ein gezieltes Augentraining und Untersuchungen. Bei den meisten kleinen Patienten ist nach solch einer Operation das Problem gelöst, und nur selten ist ein zusätzlicher Eingriff nötig.